In Deutschland haben Bundesregierung und Arbeitgeber eine positive Bilanz der ein Jahr alten Green-Card-Regelung für ausländische Computer-Spezialisten gezogen, obwohl die Zahl der Bewerber deutlich hinter den Erwartungen zurückgeblieben ist. Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) zeigte sich am Wochenende enttäuscht. Weniger als die Hälfte Genau 8556 ausländische Experten der Informationstechnologie ließen sich in den vergangenen zwölf Monaten anwerben, um fünf Jahre in Deutschland zu leben und zu arbeiten. Damit wurde nicht einmal das erste von zwei Teilkontingenten über jeweils 10.000 Green Cards ausgeschöpft. Seit August 2000 gibt es die IT-Green Card Mit der Green Card soll der Mangel an heimischen Fachkräften in der Unformationstechnologie (IT) ausgeglichen werden. Die Regelung war am 1. August 2000 in Kraft getreten. Besonders Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) hatte sich für die Green Card stark gemacht. In Gesprächen mit der Nachrichtenagentur dpa bezeichneten Arbeitsminister Walter Riester und Arbeitgeberpräsident Dieter Hundt die Aktion als Erfolg. DGB-Vize Ursula Engelen-Kefer sprach dagegen von Ernüchterung. "Wichtig für Unternehmen und eine konstruktive Diskussion" Hundt sagte, die knapp 9000 angeworbenen Spezialisten aus dem Ausland hätten dazu beigetragen, den Fachkräftemangel bei den Firmen der Informationstechnologie zu mildern. "Das gilt insbesondere für mittelständische Firmen, in denen zwei Drittel der angeworbenen Arbeitskräfte tätig sind." Die Green-Card-Regelung habe zudem "eine sehr konstruktive gesellschaftliche Diskussion" über eine neue Zuwanderungspolitik in Gang gebracht. Verbesserung der IT-Branche Riester unterstrich, von der Green Card profitierten neben den direkt Angeworbenen auch viele andere, weil zusätzliche neue Stellen entstanden seien. Auch die Ausbildungszahlen im IT-Bereich seien deutlich gestiegen, die Verbesserung der Studienbedingungen für IT- Kräfte in Deutschland sei eingeleitet. "Wirtschaft hat Bedarf weit überschätzt" Dagegen sprach die stellvertretende DGB-Vorsitzende Engelen-Kefer von einer Fehleinschätzung. "Es sieht so aus, dass die Wirtschaft ihren Bedarf weit überschätzt hat", sagte sie der dpa. Engelen-Kefer forderte die Unternehmen auf, in ihren Anstrengungen zur Schaffung neuer Ausbildungsplätze nicht nachzulassen. Gleichzeitig verlangte sie, die Ausbildungskapazitäten an den Hochschulen für die naturwissenschaftlichen und technischen Fächern auszubauen. Ein Fünftel der Spezialisten kommt aus Indien Der amtlichen Green-Card-Statistik zufolge stellen die Inder mit 1782 IT-Spezialisten oder gut einem Fünftel das stärkste Kontingent. Zweitstärkste Gruppe (1198) sind Arbeitskräfte aus den Staaten der ehemaligen Sowjetunion, auf dem dritten Platz rangieren die Rumänen (736). Die weitaus größte Zahl der IT-Kräfte erhielt die Green Card auf Grund ihres Hochschulabschlusses, knapp 13 Prozent auf Grund ihres Verdienstes von mindestens 100.000 Mark (51.129 Euro/703.553 S) im Jahr.(APA/dpa)