"Die Lösung zur Bekämpfung des Problems der Genitalverstümmelung an Frauen in Europa geht nur durch die Lösung des Problems in den Ursprungsländern", sagte die Projekt-Koordinatorin Etenesh Hadis gleich zu Beginn der ersten in Österreich stattfindenden Konferenz über die Prävention und Eliminierung von weiblicher Genitalverstümmelung(FGM). Über die Wichtigkeit dieses Faktums zeigten sich alle Anwesenden überzeugt. So sprach die First Lady von Burkina Faso, einem Land in dem mehr als 80 Prozent der Frauen von FGM betroffen sind, die offizielle Eröffnungsrede der Konferenz. Auch die Frauenministerin Äthiopiens und die Direktorin der Abteilung für Frauengesundheit der Weltgesundheitsorganisation (WHO) nahmen an der Konferenz teil. FGM in Europa weit verbreitet Dass die Genitalverstümmelung an Frauen auch unter den in Europa lebenden afrikanischen Immigrantinnen weit verbreitet ist war sehr lange unbekannt. "Viele Frauen in Europa kennen das Thama gar nicht", sagte Ex-Frauenministerin Barbara Pramer in ihrem Statement. Auch viele Afrikanerinnen wurden erst durch die Veröffentlichung des Buches von Model Waris Dirie 1994 verstärkt auf dieses Problem aufmerksam, in dem sie die Qualen während und nach der eigenen Genitalverstümmelung beschreibt. Prozesse in Frankreich In Frankreich, wo die größte schwarze Community Europas lebt, sei das Problem schon früher als solches erkannt worden, berichtet Kadya Koita von GAMS, einer Frauengruppe, die sich des Themas seit 1982 annimmt. Wenige Jahre zuvor waren sowohl französische als auch afrikanische Frauen durch den Tod mehrerer Mädchen aufgerüttelt worden. GAMS, das heute die französische Sektion des International African Congress (IAC) ist, arbeitet vor allem in Mutter-und Kinderschutzzentren und macht neben der Aufklärungsarbeit in der Afrikanischen Community auch Ausbildungen für ÄrztInnen, SozialarbeiterInnen, afrikanische Verbindungsfrauen und DolmetscherInnen. Das Gesetz gegen die FGM wird in Frankreich - im Gegensatz zu fast allen anderen europäischen Ländern- auch wirklich exekutiert, einige Frauen seien schon für die Druchführung von Genitalverstümmelung verurteilt worden. "Doch als Klagspartei bei Prozessen sind wir nicht aktiv, das wäre nicht glaubwürdig bei der afrikanischen Gemeinschaft", so Koita. Österreichische Studie Die Afrikanische Frauenorganisation in Wien, die die Konferenz organisiert hatte, stellte auch eine Studie über die österreichische Situation vor. Von den 13.380 in Wien, Graz und Linz lebenden AfrikanerInnen wurden dabei 130 Frauen und 120 Männer befragt. Die Mehrheit der BefürworterInnen(28,8 Prozent) waren Männer, die Mehrheit der GegnerInnen (68,8 Prozent) waren Frauen. Als Rechtfertigungen dafür wurden Tradition und Rechte der Frauen und die Möglichkeit so das Sexualleben der Frau zu zügeln genannt. Die Mehrheit der GegnerInnen der FGM widerum sahen keinerlei Rechtfertigung für diese Praktiken. Obwohl FGM auch in Österreich verboten ist, sagten "mehr als 30 Prozent der Befragten, daß sie wüßten und Informationen darüber hätten, dass an in Österreich geborenen MigrantInnenkindern hier FGM durchgeführt wird", so die Studie. (Elisabeth Boyer)