Rom - Der italienische Polizist, der bei den Protesten während des G-8-Gipfels in Genua den 23-jährigen Carlo Giuliani erschoss, hat nach Einschätzung eines Augenzeugen nicht in Notwehr gehandelt, sondern "den Kopf verloren". In einem Interview mit der Zeitung "Corriere della Sera" von Dienstag sagte der Zeuge, er habe die gezückte Waffe des Polizisten gesehen und ihn schreien hören: "Bastarde, ich werde euch töten, ich werde euch töten." Er selbst habe die anderen Demonstranten, die wie er Steine und andere Gegenstände in Richtung des Polizeijeeps geworfen hätten, gewarnt und gerufen: "Lasst uns abhauen, der wird schießen", berichtete der Augenzeuge. Wenig später habe er kurz nacheinander zwei Schüsse, später noch einen dritten Schuss gehört. Erst später habe er erfahren, dass der Tote sein "Freund Carlo" war, sagte der namentlich nicht genannte 23-jährige Mann aus Genua der Zeitung. Die Lage während der Proteste gegen den G-8-Gipfel sei zum Zerreißen gespannt gewesen. Die wiederholten Angriffe der Polizei gegen friedliche Demonstranten hätten "kollektive Wut" ausgelöst. Die italienische Regierung hat drei hohe Beamte des Innenministerium beauftragt, das Vorgehen der Polizei gegen die Globalisierungsgegner auf mögliche Verfehlungen zu überprüfen. Der italienische Staatspräsident Carlo Azeglio Ciampi forderte eine umfassende Aufklärung der Vorfälle. Eine Gruppe Österreicher ist weiterhin in Italien in Untersuchungshaft. (APA)