Montevideo/Buenos Aires - Für seinen siebten Sparplan hat Argentiniens Präsident Fernando de la Rúa nun politischen Rückhalt auch vom Senat bekommen. Damit soll das Haushaltsdefizit auf null gesenkt werden, um den Finanzbedarf nach unten zu schrauben, der auf den Finanzmärkten zuletzt nur mit einem 14-prozentigen Zinsaufschlag für argentinische Staatsanleihen zu decken war. Die Reaktionen auf das Senatsvotum waren gemischt. Während der Generaldirektor des Internationalen Währungsfonds (IWF), Horst Köhler, von einem Beitrag zur "Stabilisierung der Makroökonomie und zur Vertrauensbildung" sprach, blieb das Misstrauen bei Anlegern groß. Die Börse in Buenos Aires fiel um 0,9 Prozent, und das Länderrisiko - der Zinsaufschlag, den die Regierung für Staatsanleihen im Vergleich mit US-Bonds zahlen muss - blieb fast unverändert hoch bei 15 Prozent. Hilfspaket Der IWF hat für Argentinien im Dezember ein 40 Milliarden Dollar schweres Hilfspaket verkündet, konnte damit die Finanzmärkte aber nur vorübergehend beruhigen. Argentinien ist mit 128 Milliarden Dollar verschuldet, das sind knapp 45 Prozent des Bruttoinlandsproduktes. Wegen der nun schon seit fast drei Jahren andauernden Rezession und der sinkenden Steuereinnahmen kommt die Regierung zunehmend in Zahlungsschwierigkeiten; die Umschuldungsinitiative von Wirtschaftsminister Domingo Cavallo half wenig. Im Gegensatz zu Brasilien kann Argentinien auch nicht auf Einnahmen aus Privatisierungen hoffen, da alle Staatsbetriebe unter Expräsident Carlos Menem unter teilweise dubiosen Bedingungen privatisiert wurden. Cavallos Konjunkturmaßnahmen - insbesondere ein um acht Prozent abgewerteter Peso im Außenhandel zur Ankurbelung der Exporte - fruchteten nichts. Politisches Problem Doch das Problem ist nach Ansicht von Analysten eher politischer Art. "Das Sparpaket ist ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung, aber nicht ausreichend", sagte Graciana Del Castillo von Standard & Poor's. Argentinien müsse seine Wirtschaft ankurbeln und gravierende Haushaltsprobleme lösen. Doch die Chancen dafür stehen schlecht, denn im Oktober sind Parlamentswahlen. Die oppositionelle peronistische Partei hat bereits jetzt die Mehrheit im Senat und kontrolliert 14 der 24 Bundesstaaten. Dazu kommt, dass de la Rúa nicht einmal auf die eigene Koalition zählen kann. Den Sparplan halten Gewerkschaften und Wirtschaftswissenschafter für "rezessiv". Als wahrscheinlichstes Szenario gilt derzeit die Dollarisierung. Cavallo sprach dies vor wenigen Tagen erstmals an. Der argentinische Peso ist seit 1991 eins zu eins an den Dollar gebunden, was zwar für Währungsstabilität sorgte, die Wettbewerbsfähigkeit Argentiniens aber beeinträchtigte. Die Dollarisierung sei einfach umzusetzen und würde einen Ansturm auf die Banken - wie bei einer Freigabe des Wechselkurses zu erwarten - vermeiden, heißt es im jüngsten Bericht der Dresdner Bank Lateinamerika. (DER STANDARD, Printausgabe 1.8.2001)