Dass das Außenamt nichts für die nach dem Genueser G-8-Gipfel verhafteten Österreicher unternommen habe, stimmt so nicht. Nicht ganz. Außenministerin Benita Ferrero-Waldner warf zumindest, wie üblich in derartigen Fällen, die diplomatischen Mühlen an. Allein, die mahlten diesmal besonders langsam.

Erst drei Tage nach den Verhaftungen, nachdem bereits Politiker mehrerer Länder in den italienischen Gefängnissen ihre verhafteten Landsleute besucht und Vorwürfe von Misshandlungen bestätigt hatten, tauchte auch die österreichische Diplomatie auf der Bildfläche auf. Na gut, auch eine Generalkonsulin hat Recht und Anspruch auf Urlaub. Dass aber die Außenministerin dem entsandten Vertreter in einer heiklen Situation nicht den Weg geebnet hat, ist verdächtig. Der Botschafter konnte gar erst am vierten Tag in die Gefängnisse.

Mangelnde Hilfeleistung kann der Botschaft und dem Konsulat nicht vorgeworfen werden. Aber es hat alles verdächtig lange gedauert. Dass Ferrero-Waldner ihre Mitarbeiter nicht gerade angefeuert haben dürfte, scheint offensichtlich. Und jetzt ist Feuer am Dach: Das Außenamt soll relativ früh von mutmaßlichen Misshandlungen heimischer Häftlinge informiert worden sein. Eine offizielle Protestnote nach Rom wurde aber nicht abgeschickt - andere Länder Europas haben das im Gegensatz dazu getan.

Auch die Grünen, Österreichs Feuerwehr, rückten spät aus. Als deutsche Parteikollegen in Italien längst Alarm ausgelöst hatten, beschränkten sich die heimischen Grünen noch auf Löschversuche von Wien aus. Dass man zuerst habe abwarten wollen, was die Regierung zustande bringt, ist für eine Oppositionspartei eine eher merkwürdige Ausrede. (DerStandard,Print-Ausgabe,1.8.2001)