Formel 1
Laudas Unfall war das Ende der Nordschleife
Vor 25 Jahren ging der Bolide des dreifachen Weltmeisters in Flammen auf
Neuss - Vor 25 Jahren standen die Räder still. Der schwere
Unfall von Niki Lauda am 1. August 1976 bedeutete das Ende für die
legendäre Nordschleife und den Großen Preis von Deutschland auf dem
Nürburgring, der seitdem in Hockenheim stattfindet. Erst neun Jahre
später kehrte der PS-Zirkus in die Eifel zurück, als Schauplatz des
Europa-Grand-Prix ist der Traditionskurs dank des Schumacher-Booms
inzwischen wieder fester Bestandteil im WM-Kalender.Letzte Ölung
Nur dem beherzten Eingreifen einiger Fahrerkollegen, die ihn
aus dem brennenden Ferrari-Wrack zogen, verdankt der Österreicher
sein "zweites Leben", das Ärzte in einer Mannheimer Spezialklinik
endgültig retteten. Dabei hatte Lauda an jenem 1. August von einem
eilends herbeigerufenen Geistlichen noch in den Trümmer seines
ausgebrannten Autos bereits die letzte Ölung bekommen.
Lauda spricht von Barbecue
Sein entstelltes Gesicht akzeptierte Lauda schnell: "Man hat
mir einen Spiegel vor die Nase gehalten. Da war mir dann klar, was
passiert ist", meint Lauda, der den Unfall heute sarkastisch als
"mein Barbecue" bezeichnet: "Der Sprung ins kalte Wasser war der
einzige Weg, darüber wegzukommen."
Schnelles Comeback
Mit der gleichen Einstellung betrieb Lauda auch sein Comeback.
"Wenn man so einen Unfall nicht schnell verarbeitet, dann kann man
nie mehr Autorennen fahren", erinnert sich der heute 52-Jährige an
die ersten Tage nach dem Unfall: "Deshalb war es mein Ziel, schnell
wieder zu fahren, damit die Angst, die so ein Unfall auslöst, nicht
weiter wächst."
Fünf Wochen Pause
Der gebürtige Wiener, der 1975 seinen ersten Weltmeistertitel
geholt hatte, stieg nicht mal fünf Wochen nach dem Unglück wieder
ins Cockpit seines Ferrari, allerdings mit einem mulmigen Gefühl:
Als ich in Monza zum ersten Mal wieder aus der Box gefahren bin,
habe ich mir fast in die Hose gemacht. Man muss langsam anfangen,
Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten aufzubauen."
Aufgabe im letzten Rennen 76
Das schaffte Lauda in Rekordzeit. Das Ferrari-Heimspiel in
Monza beendete er sensationell auf Platz vier, und er hätte trotz
der Zwangspause auch noch den WM-Titel geholt, wenn er nicht im
letzten Rennen im strömenden Regen in Fuji/Japan seinen Wagen aus
Sicherheitsgründen abgestellt hätte. Der Engländer James Hunt fuhr
durch, wurde Dritter und schnappte Lauda mit einem Punkt Vorsprung
den Titel noch weg.
Genug von "Im Kreis fahren"...
Ein Jahr später holte Lauda die WM-Krone zurück, um dann 1979
mit den Worten "Es gibt wichtigere Dinge in meinem Leben, als mit
dem Auto im Kreis herum zu fahren" der Formel 1 den Rücken zu
kehren. Lauda kümmerte sich fortan nur noch um seine eigene
Fluglinie, die er wenige Monate vor seinem Rücktritt gegründet
hatte.
...und doch noch ein Titel
Der Sohn einer Industriellen-Familie hielt es aber nur drei
Jahre ohne Formel 1 aus und kehrte 1982 in den PS-Zirkus zurück.
Mit Erfolg: Zwei Jahre später wurde er zum dritten Mal Weltmeister,
als er im McLaren mit dem Porsche-Turbomotor einen halben Punkt
mehr sammelte als sein Teamkollege Alain Prost - die knappste
WM-Entscheidung aller Zeiten.
Lauda-Air
1985 nahm er zum zweiten Mal Abschied vom Rennsport und machte
die Lauda Air zu einer renommierten Linienfluggesellschaft, obwohl
er auch im Berufsleben Rückschläge einstecken musste. Am 26. Mai
1991 stürzte ein Lauda-Air-Flugzeug wegen eines Triebwerkschadens
über Thailand ab, 223 Menschen starben. Wäre es menschliches
Versagen gewesen, hätte sich Lauda aus dem Fluggeschäft
zurückgezogen.
Motorsportdirektor bei Jaguar
Das tat Lauda, der seit 1997 mit einer von Bruder Florian
gespendeten dritten Niere lebt, erst im vorigen Jahr, als er die
Anteile der Lauda Air an seine Partner verkaufte. Im Februar
feierte er sein zweites Comeback in der Formel 1. Als
Motorsportdirektor heuerte er bei Jaguar an.(sid)