Boston - Mit chirurgischen Eingriffen lässt sich eine der häufigsten Formen der Epilepsie erfolgreich behandeln. Wie das "New England Journal of Medicine" in seiner neuen Ausgabe berichtet, ergaben Untersuchungen an der kanadischen Universität von Ontario, dass bei der so genannten Temporallappenepilepsie die Erfolgsquote von Gehirnoperationen deutlich höher ist als von Medikamenten. An den Untersuchungen des Mediziners Samuel Wiebe beteiligten sich 80 Patienten. 58 Prozent der Gehirnoperationen verliefen erfolgreich, und es traten keine neuen Anfälle mehr auf. Dagegen wurde für die Behandlung mit Medikamenten eine Erfolgsquote von nur acht Prozent ermittelt. Bisher sind Medikamente die vorherrschende Behandlungsform bei Epileptikern. In der modernen Medizin gebe es wenige Behandlungsformen, die so vernachlässigt würden wie der chirurgische Eingriff bei Epileptikern, kommentierte der Mediziner Jerome Engel von der Universität Kalifornien in Los Angeles die Ergebnisse der Studie. Die Temporallappenepilepsie gilt als eine der am schwersten zu behandelnden Formen dieser Krankheit. Die Anfälle gehen bei dieser Art der Epilepsie vom so genannten Temporalhirn aus. Bei dem chirurgischen Eingriff wird im Gehirn ein bis zu 6,5 Zentimeter langer, sehr feiner Schnitt vorgenommen. Die Nebenwirkungen können allerdings beträchtlich sein. So laufen die Patienten Gefahr, einen Teil des Gedächtnisses zu verlieren oder Sehschwierigkeiten zu bekommen. Die Epilepsie ist eine Funktionsstörung des Gehirns, ausgelöst durch Nervenzellen, die unkontrolliert Impulse abfeuern. Charakteristisch sind die meist sehr plötzlichen Anfälle, bei denen häufig der ganze Körper zuckt, Schaum vor den Mund tritt und das Bewusstsein verloren geht. (APA)