Forschung & Geschlecht
Mythos der glücklichen, "aufblühenden" Schwangeren in Frage gestellt
Depressionen sind häufig und wenig erforscht
Bristol - Depressionen während der Schwangerschaft sind häufiger als nach der
Geburt, ergab eine im British Medical
Journal
veröffentlichte Studie Studie der
University of Bristol
mit mehr als 9.000 Teilnehmerinnen. Die
Depressionen erreichten kurz vor der Geburt den Höchstwert.
Der leitende Wissenschaftler Jonathan Evans erklärte gegenüber der BBC: "Vielfach
wird davon ausgegangen, dass Frauen in dieser Zeit aufblühen. Das muss nicht der
Fall sein." Antenatale Depressionen seien mindestens so ernst zu nehmen wie
postnatale.
Für die aktuelle Studie wurden Frauen aus dem Avon-Gebiet befragt. In einer Reihe
von Fragebögen schilderten sie in der 18. und 32. Schwangerschaftswoche sowie
acht Wochen und acht Monate nach der Geburt ihre Stimmungen. Bei der ersten
Befragung machten 11,8 Prozent Angaben zu Depressionen, bei der zweiten 13,5
Prozent. Diese Werte sanken nach der Geburt von 9,1 Prozent schließlich auf 8,1
Prozent.
Die AutorInnen der Studie betonen, dass die Einschätzungen der Teilnehmerinnen nicht
unbedingt mit einer klinischen Diagnose übereinstimmen müssen. Trotzdem seien
antenatalen Depressionen mehr Aufmerksamkeit zu schenken und weitere
Forschungen notwendig. Evans erklärte, dass man nicht überrascht sein solle, wenn
eine Frau während der Schwangerschaft depressiv sei. Die aktuellen
Forschungsergebnisse legten vielmehr nahe, dass die Schwere und Art der
Depression vor und nach der Geburt gleich sind. (pte)