Wien - Infrastrukturministerin Monika Forstinger will dem Dauerstau auf Österreichs Transitrouten mit einer Politik von Zuckerbrot und Peitsche beikommen. Die Einrichtung zusätzlicher Rollender Landstraßen (RoLa), verbessertes Service und wettbewerbsbedingt niedrigere Preise sollten dazu führen, dass 2003 jeder dritte Transit-Lkw mit der Bahn befördert wird. Als weiteres Argument, Frächter für die Fahrt mit der Bahn zu begeistern, nannte Forstinger die bevorstehende Einführung von Lkw-Road-Pricing. Die Höhe der Kilometergebühr, für die zuletzt gut zwei S genannt wurden, soll "in den kommenden Wochen und Monaten intensiv diskutiert und dann entschieden werden", sagte Forstinger. Dabei sei auch zu berücksichtigen, welche Kilometergebühr bei der elektronischen Maut in Deutschland verlangt werde. In Österreich soll mit der Mauteinhebung, wie berichtet, Mitte 2003 begonnen werden. Reserven im Schienennetz Anders als bisher vermutet stecken im österreichischen Schienennetz noch etliche Reserven. Nach einer unter Mitwirkung der ÖBB erfolgten Bestandsaufnahme könnten täglich noch zusätzlich 154 Transitzüge eingesetzt werden, ohne das System Bahn zu sprengen. Damit könnten theoretisch 1,5 Mio. Lkw-Fahrten pro Jahr oder zwei Drittel der im Vorjahr in Österreich gezählten 2,2 Mio. Straßentransitfahrten auf die Schiene verlagert werden. Innerhalb der kommenden zwei Jahre sollten zumindest die Hälfte davon, also 750.000 Lkw, zusätzlich auf der Schiene fahren, so Forstinger. Das wäre ein Drittel des derzeitigen Straßentransits. Für die mehr als 60 RoLa-Verbindungen, die es derzeit gibt, stehen zur Zeit 630 Waggons zur Verfügung; bis Jahresende 2001 sollen es 790 sein und bis Ende 2002 insgesamt 850 Waggons, die zu einem kleineren Teil von der Kombiverkehrsgesellschaft Ökombi und zum überwiegenden Teil von den ÖBB angeschafft werden. Da der zwischen Wien und Brüssel geschlossene Transitvertrag aber Ende 2003 ausläuft und auch die Mengenbegrenzung fällt sei davon auszugehen, dass der Schwerverkehr auf der Straße weiter zunimmt, sagen Experten. Wettbewerb Die Transportwirtschaft sei bereit, zusätzlich angebotene Verbindungen mit der rollenden Landstraße zu nützen, sagte der Vorsteher des Fachverband Güterbeförderung in der Wirtschaftskammer Österreich, Adolf Moser. Voraussetzung sei, dass Preis, Service und Organisation stimmten. Forstinger will neben den ÖBB auch andere Bahnunternehmen im In- und Ausland zum Fahren auf den freien Trassen ermutigen. (stro, DER STANDARD; Printausgabe, 4./5. August 2001)