Bild nicht mehr verfügbar.

Javier Solana

Foto: Reuters/Pool
Die Verhandlungen zwischen den slawo-mazedonischen und den albanischen Parteien über einen Ausgleich zwischen den beiden Volksgruppen sind am Wochenende offenbar in ein Hoffnungen erweckendes Stadium getreten. Die staatliche Nachrichtenagentur MIA berichtete unter Berufung auf Delegationskreise über einen "hohen Grad an Übereinstimmung" in den noch strittigen Fragen auf dem Weg zu einem umfassenden Kompromiss. Auch Vertreter der mazedonischen Albaner äußerten sich optimistischer als sonst. Unter diesen Auspizien traf am Sonntag der EU-Beauftragte für Außen- und Sicherheitspolitik, Javier Solana, in der Villa Biljana, einer ehemaligen Tito-Residenz am malerischen See von Ohrid, ein, wo die beiden Seiten unter Moderierung der internationalen Unterhändler James Pardew (USA) und Fran¸cois Léotard (EU) miteinander verhandeln. Ein Teildurchbruch war letzte Woche erzielt worden, als man sich über die Aufwertung des Albanischen im amtlichen Gebrauch in Gemeinden mit einem über 20-prozentigen Albaner-Anteil einigte. Seitdem drehen sich die Gespräche um die Neustrukturierung der slawo-mazedonisch dominierten Polizei. Die Albaner verlangen einen strikten Proporz - der Anteil albanischstämmiger Polizisten müsste den albanischen Bevölkerungsanteil in der gegebenen Gemeinde reflektieren - sowie die Unterstellung der jeweiligen Polizei unter die direkte Kontrolle der Gemeinden. Letzte Chance? Die Verhandlungen am Ohrid-See sind der letzte Versuch, das Land vor dem Abgleiten in den Bürgerkrieg zu bewahren. In weiten Teilen Westmazedoniens haben sich die Albaner bewaffnet und sich der Autorität der ursprünglich aus dem Kosovo heraus operierenden Guerilla-Armee U¸CK unterstellt. Scharfmacher unter den Slawo-Mazedoniern fordern die bewaffnete Niederwerfung des Aufstandes, doch verfügen die mazedonischen Sicherheitskräfte derzeit weder über die Mannstärke noch die Ausrüstung, um dies zu bewerkstelligen. Gegen die Gangbarkeit der Kriegsoption sprechen auch die Äußerungen des ukrainischen Außenministers Anatoli Zlenko, der am Sonntag zu den Verhandlern am Ohrid-See stieß. Es werde keine weiteren Waffenverkäufe an Mazedonien geben, bestätigte er. Die mazedonische Armee hatte seit Ausbruch des Konflikts mit der U¸CK mehrere Kampfhubschrauber von der Ukraine erworben und diese zum Raketenbeschuss von albanischen Dörfern eingesetzt. Zu Schaden kam dabei aber das Eigentum von Zivilisten, was die Popularität der U¸CK nur steigerte. Der ukrainische Waffenverkaufsstopp geht auf westlichen Druck zurück. (DER STANDARD, Print, 6.8.2001)