Frankfurt - Konkurse, Übernahmen und die Streichung vom Kurszettel werden die Zahl der Unternehmen am Frankfurter Neuen Markt aus Sicht der deutschen Schutzgemeinschaft der Kleinaktionäre (SdK) drastisch verringern. Die SdK erklärte davon könnten auch erfolgreich wachsende Firmen betroffen sein. Da der Neue Markt für Kapitalerhöhungen praktisch tot sei und bei den meisten dieser Firmen eine Fremdfinanzierung über die Banken scheitern werde, "drohen noch etliche böse Überraschungen auch bei 'gesunden' Firmen". Skandale verschlechtern das Image Die Aktionärsschützer kritisierten, dass die Skandale am Neuen Markt bei vielen Marktteilnehmern den Eindruck "einer Schwindel- und Abzockbörse" hätten entstehen lassen. Qualitätsfirmen dächten derzeit darüber nach, das Marktsegment zu verlassen. Qualitativ hochwertige Kandidaten für einen Börsengang warteten ab und überlegten Alternativen zum Neuen Markt. Kurzzeitinvestments belasten den Markt Zugleich herrsche bei vielen Anlegern die Meinung vor: "Sobald ich wieder etwas mehr für meine Aktien bekomme, schmeiße ich sie raus", berichteten die Aktionärsschützer. Vor allem ausländische institutionelle Investoren warteten lange, bis sie wieder auf der Käuferseite am Markt tätig würden. Härtere Aufnahmekriterien Nach Ansicht der SdK werden sich die Anforderungen und notwendigen Qualifikationen eines erfolgreichen Neue-Markt-Analysten ändern. "Statt der mathematischen Fähigkeit, Bewertungen schön zu rechnen, wird der 'investigative Analyst' gefragt sein." Der Schwerpunkt der Analystentätigkeit dürfe nicht mehr im Hochrechnen von Prognosen der vom Unternehmen vorgegeben Zahlen liegen, sondern müsse vielmehr im Einschätzen der Produkt- und vor allem Managementqualität liegen. Rauswurf von Pennystocks Der Deutschen Börse AG werfen die Aktionärsschützer vor: "Die dringend notwendigen Maßnahmen, um gegen den Vertrauensverlust anzukämpfen, bleiben von Seiten der Börse weitgehend aus." Statt einer Reform des Marktes mit strengen Zulassungs- und Listingkriterien versuche man, "die Probleme durch den Rauswurf der Pennystocks zu kaschieren", kritisierte die SdK. Die Börse habe das Dilemma, einerseits einen Qualitätsmarkt anbieten zu wollen, gleichzeitig aber nicht selbst eine qualitative Prüfung der Unternehmen vorzunehmen. Trotzdem: "Der neue Markt lebt" Insgesamt kommt die Sdk zu dem Schluss: "Trotz der derzeitigen Probleme ist der Neue Markt nicht tot". Die derzeitige Entwicklung sei jedoch nicht nur eine Marktkonsolidierung, sondern eine Marktbereinigung, die noch mehrere Jahre andauern könne. Die Sdk gehe davon aus, dass "die sehr wichtige Aufgabe, die der Neue Markt in der deutschen Kapitalmarkt- und Wirtschaftsstruktur erfüllt" nach der Marktbereinigung zu einem langfristigen Erfolg führen werde. (APA)