von STANDARD-Mitarbeiter Michael Heinzel


Bregenz - Bregenz führt die Künste zusammen: Ab nun sind die beiden ersten "feinen" Adressen am Bodensee, hie Festspielhaus, da Kunsthaus Bregenz (KUB), miteinander liiert. Zwischen den beiden Häusern wurde ein "Kunstweg" eröffnet. Im Zivilleben heißt dieser Weg zwar "Uferpromenade", doch die Direktoren von Festspielhaus und KUB beauftragten den französischen Konzept-und Installationskünstler Daniel Buren (63), diese wenige Hundert Meter lange Strecke zwischen den Häusern zu gestalten.

Bereits von Januar bis März war Buren im KUB eine Ausstellung gewidmet. Der Eindruck war umwerfend, also bat ihn Eckhard Schneider, Direktor des KUB, auch um eine Arbeit für die Uferpromenade. Vielleicht auch ein bisschen als Ersatz für die im letzten Jahr abgeschaffte Open-Air-Ausstellung "Kunst in der Stadt". Daniel Buren sagte zu.

Er habe sich überlegt, so Buren, wo die Gemeinsamkeiten der beiden Häuser zu finden seien. Da wie dort werde mit Licht gearbeitet. Also müsse auch Licht ein wesentliches Element dieser Installation sein. Aber was sollte man der Landschaft an der Bregenzer Uferpromenade hinzufügen können? Wie kann, was attraktiv ist, künstlerisch ein weiteres Mal erhöht werden? Außerdem muss das Werk einfach sein, denn Einfachheit ist eines seiner Prinzipien. Also tat der Künstler etwas Nahe-liegendes: Er spannt einen Rahmen!

"Framing the Landscape", sagt Buren. Und diesen Rahmen füllt er mit farbigen Folien, wie sie vor Theaterscheinwerfer montiert werden. Nun stehen am See alle 50 Meter, von Haus zu Haus, zwölf große Holztafeln mit einem farbigen Loch in der Mitte, mit Zwischenraum, "hindurch zu schauen". Denn der Künstler möchte kein fertiges Kunstwerk liefern.

Foto: Kunsthaus Bregenz
Daniel Buren gestaltete den "Kunstweg" an der Bregenzer Promenade, der die "Uferpromenade" adelt und überdies das Kunsthaus mit dem Festspielhaus verbindet.

Reger Zulauf der Touristen

Den Touristen gefällt's. Sie stellen sich hinter die mannshohen Tafeln, winken rot, grün, gelb, blau mit den Armen und fotografieren sich mit bunten Köpfen und Zungen. Nachts werden die Farbfenster von Scheinwerfern bestrahlt und sollen vom See her einen sehr eindrücklichen Anblick bieten.

Das Kunstwerk findet Anklang bei Kind und Kegel, und des Weiteren auch bei Landesrat und Bürgermeister. Die Honoratoren betonten in ihren Vernissagereden die Bedeutung der Hochkultur für die Landeshauptstadt, sie beschwörten die Zusammengehörigkeit der beiden Häuser und lobten die konzeptionelle Sicherheit der Installation. Ein seltener Moment von Einmütigkeit zwischen den Offiziellen und den Benutzern einer Stadt. Alle sind zufrieden, und Herr Buren ist ein ungewöhnlich freundlicher Mann.

Der Kunstweg wird bis zum Ende der Reisesaison, bis Oktober, zu sehen sein.
(DER STANDARD, Print-Ausgabe, 7. 8. 2001)