Kabul/Islamabad - In Afghanistan verstärken sich die diplomatischen Bemühungen um acht festgenommene Ausländer, die Mitglieder der Hilfsorganisation "Shelter Now International" (SNI) sind. Vier Deutsche, zwei US-Bürger und zwei Australier sowie 16 Afghanen wurden von der Religions-Polizei der islamisch-fundamentalistischen Taliban inhaftiert. Ihnen wird angebliche christliche Missionierung vorgeworfen. Darauf steht in Afghanistan die Todesstrafe. Die Taliban-Regierung hat Kritik an der Festnahme zurückgewiesen: "Diese Leute haben unsere Religion und Traditionen schwer beleidigt", sagte der Staatssekretär des Ministeriums zur Förderung der Tugend und Verhinderung der Laster, Mohammad Salim Hakkani, am Dienstag in Kabul. Die Besorgnis der ausländischen Regierungen sei nicht gerechtfertigt, sagte Hakkani. "Wir haben auch unsere Besorgnisse." Missionstätigkeit für das Christentum kann nach dem in Afghanistan geltenden islamischen Recht mit der Todesstrafe geahndet werden. Neben den Festnahmen wurden 59 Kinder in ein Umerziehungsheim gebracht, wo sie nach Taliban-Angaben bleiben sollen, bis alle Spuren des Christentums getilgt worden seien. Kontakt zur Außenwelt verwehrt Entgegen internationaler Abkommen verwehren die Taliban den ausländischen Gefangenen jeden Kontakt zur Außenwelt. Das Internationale Rote Kreuz (IRK) bot die Betreuung der Inhaftierten an. Dies gehöre zwar nicht zu den Aufgaben der Organisation, sagte ein IRK-Sprecher. Aus "rein humanitären Gründen" habe das IRK aber den afghanischen Behörden "angeboten", die Gefangenen zu versorgen. Die deutsche Bundesregierung setzt sich intensiv für die Freilassung der in Afghanistan festgenommenen vier Deutschen ein. Es sei bereits ein Krisenstab gebildet worden, teilte das Auswärtige Amt in Berlin mit. Die Botschaften der drei von den Festnahmen betroffenen Länder - Deutschland, Australien und USA - in Pakistan hätten in Islamabad das weitere Vorgehen abgestimmt. Derzeit werde versucht, über das Internationale Rote Kreuz in Kabul Zugang zu den Inhaftierten herzustellen. Auch die Mission der Vereinten Nationen in Afghanistan sei eingeschaltet worden. "Botschaftsvertreter aus Islamabad werden außerdem selbst nach Kabul reisen", sagte ein Sprecher. "Wollen Menschen helfen, nicht missionieren" Auch die Botschaft der USA und der australische Außenminister Alexander Downer forderten Afghanistan auf, die Ausländer freizulassen. Der australische Außenminister Alexander Downer wies die Vorwürfe der Taliban-Regierung zurück. Die beiden Mitarbeiter aus Australien seien unschuldig und müssten sofort freigelassen werden, sagte Downer. Die SNI-Mitarbeiter seien in Afghanistan, um Menschen zu helfen, aber nicht um zu missionieren. Die in Afghanistan und Pakistan registrierte "Shelter Now International" ist den Angaben zufolge eine Schwesterorganisation der in Braunschweig ansässigen "Shelter Now Germany" und hat nichts mit der gleichnamigen US-amerikanischen Organisation zu tun. Die vier Deutschen arbeiten laut dem Vizevorsitzenden von "Shelter Now Germany", Joachim Jäger, für die Braunschweiger Hilfsorganisation. (APA/dpa/Reuters)