Wien - Die Fusion von Geldinstituten bringt in vielen Fällen nicht das gewünschte Ergebnis von deutlich höheren Gewinnen. "Ertragskraft und Größe stehen nicht in Zusammenhang," zitiert Gerald Ritt vom renommierten deutschen Beratungsunternehmen Zeb/rolfes.schierenbeck.associates eine neue Studie. Untersucht wurden 1400 Banken in Europa - darunter 54 in Österreich - auf ihre Ertragskraft und die den Ergebnissen zugrunde liegenden Strategien. Insgesamt liegen die heimischen Institute mit einer durchschnittlichen Eigenkapitalverzinsung von 9,4 Prozent am letzten Platz in Europa. Der Durchschnitt beträgt 14,3 Prozent, Spitzenreiter Irland kommt gar auf über 24 Prozent. Und nur im Mittelfeld liegen die heimischen Institute bei den Aufwendungen in Prozent des Ertrages (Cost/ Income-Ratio) mit etwa 71 Prozent. "Wettbewerbsfähige Ertragskraft" Im direkten Vergleich der österreichischen Institute zeigen sich die Regionalbanken gegenüber den Großbanken auf der Kosten- wie auch auf der Ertragsseite im Nachteil. Dieses Bild ändert sich allerdings, wenn man jeweils nur die fünf branchenbesten Institute für den Vergleich heranzieht. Plötzlich liegen dann Regionalbanken und Privatinstitute deutlich vor den Großbanken. "Das bedeutet, dass es bei den Regionalbanken große Schwankungen gibt und durchaus Strategien existieren, auch als kleine Regionalbank ohne Fusion eine international wettbewerbsfähige Ertragskraft zu entwickeln," erläuterte die Österreich-Geschäftsführerin von Zeb, Michaela Schneider, im Gespräch mit dem Standard. Dabei würde sich herauskristallisieren, dass vor allem diejenigen Regionalbanken erfolgreich wären, die sich auf Nischenmärkte konzentrierten: "Es bringt nichts, wenn eine kleine Ortssparkasse den ganzen Bauchladen der Bankprodukte anbietet. Das ist sehr teuer und wertlos. Die Zukunft liegt in der Spezialisierung, etwa in Kompetenzzentren, aber auch in der Trennung von Produktionsbank und Vetriebsbank," meint die Bankspezialistin. Top-Werte In Deutschland etwa haben die Top-5-Regionalbanken eine kumulierte Eigenkapitalrendite von über 40 Prozent und eine Cost/Income-Ratio (CIR) von knapp über 40 Prozent - Werte, von denen österreichische Institute nur träumen. Aber auch hierzulande erreichen die Top 5 der Regionalbranche mit einer CIR von kapp über 50 Prozent und einer Eigenkapitalverzinsung von fast 20 Prozent Werte, die im Großbankenbereich kaum erreicht werden können. Es sei im Regionalbereich beispielsweise sicher nicht mehr notwendig, dass etwa in jeder Filiale jederzeit eine ausführliche Anlageberatung angeboten werden könne. Ein Experte, der etwa nur auf Bedarf "angefordert" werden könne, dafür aber qualitativ hochwertige Beratung anbieten kann, sei zielführender. (Michael Moravec, DER STANDARD, Printausgabe 8.8.2001)