Ankara - Der türkische Ministerpräsident Bülent Ecevit hat Israel zur Wiederaufnahme der Verhandlungen mit den
Palästinensern aufgefordert. "Wenn der Frieden nicht gewährleistet ist, werden jene, die gegen jedes Abkommen zwischen Israelis und
Palästinensern sind, weiter die Gewalt schüren", mahnte Ecevit am Mittwoch auf einer gemeinsamen Pressekonferenz mit dem israelischen
Ministerpräsidenten Ariel Sharon in Ankara. Zugleich betonte Ecevit das gute israelisch-türkische Verhältnis.
Terrorismus bekämpfen
Es sei nicht realistisch, die Bedingung zu stellen, dass Verhandlungen nur nach einem wirklichen Ende der Gewalt beginnen könnten, sagte
Ecevit. Sharon hatte zuvor betont, dass ein völliges Ende der Gewalt Bedingung für neue Friedensgespräche sei. "Man muss den Terrorismus
bekämpfen, aber gleichzeitig muss man den Friedensprozess wiederbeleben", sagte Ecevit. Ein völliges Ende der Gewalt zur Vorbedingung zu
machen, bedeute, "den Extremisten in die Hände zu spielen, die mit ihren Gewaltakten für immer einen Friedensschluss verhindern wollen",
fügte er hinzu.
"Als Soldat verstehe ich die Notwendigkeit des Friedens besser als jeder andere Politiker", sagte Sharon. "Wir wollen Verhandlungen
beginnen, aber eine Bedingung dafür ist, und das betone ich, das vollständige Ende der Gewalt." Die Frage sei, ob Palästinenser-Präsident
Yasser Arafat "der Führer eines unabhängigen Staates oder lieber der Führer mörderischer, krimineller Gruppen sein will". Eine Demokratie
müsse sich verteidigen. Vor neuen Verhandlungen müssten Terror, Provokation und Gewaltakte definitiv beendet werden.
Anti-Sharon-Proteste
Gut einen halben Kilometer vom Amtssitz Ecevits entfernt protestierten rund 100 Demonstranten gegen den Besuch Sharons. Sie iefen: "Der
Schlächter der Palästinenser soll heimgehen!" Die Kundgebung ging friedlich zu Ende. Am Dienstag waren in Istanbul bei antiisraelischen
Kundgebungen 135 Menschen festgenommen worden, sowie drei Journalisten, die in islamischen Zeitungen zu Protesten gegen Sharon
aufgerufen hatten.
Im Zentrum der Gespräche sollten Wirtschafts- und Verteidigungsthemen stehen, darunter der Verkauf von Boden-Luft-Raketen,
Luftabwehrraketen und die Modernisierung türkischer M-60-Panzer. Zudem sollte die Möglichkeit der Lieferung von Wasser und Erdgas an
Israel erörtert werden. Israel und die Türkei haben 1996 ein Militärabkommen geschlossen. Da die Türkei in esteuropäischen Staaten nur
unter großen Schwierigkeiten Rüstungsgüter kaufen kann, empfiehlt sich Israel als Lieferant. (APA/AP/dpa)