Wien - Kritik am Vorschlag von Wirtschaftskammerchef Christoph Leitl zur Einführung des zusätzlichen Schulabschlusses "Mittlere Reife" in Österreich übte der Bildungssprecher der Grünen, Dieter Brosz, in einer Aussendung am Dienstag. Brosz vermutet hinter Leitls Idee den Wunsch, die Lehrzeit auf zwei Jahre zu verkürzen und so "den Betrieben zu Einsparungen zu verhelfen". Interesse am Vorschlag des Wirtschaftskammerchefs signalisierte dagegen FPÖ-Bildungssprecher Karl Schweitzer. Für Brosz wäre vor allem die Aufteilung von Theorie und Praxis durch ein weiteres Schuljahr für die zehnklassige Mittlere Reife problematisch. Viele Schüler der Polytechnischen Schulen würden in diesem Alter stark in Richtung Beruf drängen, für den neuen Abschluss müssten sie dagegen noch ein weitere Theoriejahr anhängen. Anstatt eines Realschulabschlusses sollten Polytechnikum und Berufsschulen besser aufeinander abgestimmt werden. Keinesfalls dürften durch eine Mittlere Reife neue Hürden - etwa Zugangsvoraussetzungen für die Lehre - aufgebaut werden, betonte Brosz. Die Aufwertung von Hauptschule und Lehre mit der Überlegung die Mittlere Reife einzuführen, sollte auf alle Fälle "im Auge behalten werden", sagte Schweitzer. Der Mandatar forderte die Einberufung eines Bildungsgipfels im Herbst. Teilnehmen sollten daran neben den Regierungsparteien auch die Opposition, die Sozial- und Schulpartner sowie Bildungsexperten. Gerade bei den notwendigen Reformen im Bildungsbereich sei ein breiter Konsens wichtig, betonte Schweitzer. (APA)