Wien/Gaweinstal - Johann Plach ist doppelt ratlos. Für kleine wie mittelgroße Greißler seien die Gewinnspannen äußerst gering und es bestehe "auch keine Hoffnung auf ein Bergauf", weiß er als Inhaber von drei Lebensmittelgeschäften im niederösterreichischen Weinviertel.

Wenig Antrieb also, um weiterzumachen, "doch wenn es in einer Gemeinde nur mehr Einkaufzentren auf der grünen Wiese gibt, ist das auch nicht gut", setzt er als Bürgermeister von Gaweinstal fort. Zwar seien den Gemeinden die Kommunalabgaben von Handelskettenfilialen in der Regel willkommen, aber: "Ich behaupte, dass die Ernährungsqualität sinkt, wenn man nur einmal die Woche groß einkaufen geht". Haltbar- statt Frischmilch, Tiefkühl- statt Standlgemüse, "so schaut's dann oft aus", meint der VP-Ortschef.

303 Geschäfte weniger

Doch der Trend zu mehr großen und weniger kleinen Nahversorgern hat auch zwischen Juni 1999 und Juni 2000 angehalten. Bundesweit mussten 303 Geschäfte mit Verkaufslokalen unter 250 Quadratmeter Verkaufsfläche zusperren, ermittelte das Marktforschungsinstitut ACNielsen. Während die zwei größten Handelsketten - die Billa, Merkur, Mondo und Emma umfassende BML-Gruppe sowie der Spar-Konzern - im Vorjahr 68,4 Prozent des Lebensmittelumsatzes in Österreich machten.

Konkret haben in Vorarlberg, Tirol und Salzburg, für ACNielsen das Gebiet West, 44 Greißler das Handtuch geworfen, in Oberösterreich waren es 41, in Wien 30. Besonders drastisch die Statistik aus dem ACNielssen-Gebiet Süd, das Kärnten, die Steiermark, Osttirol und das südliche Burgenland umfasst: Hier gaben 101 kleine Geschäftsinhaber auf. In Niederösterreich samt dem nördlichen Burgenland schlossen 77 kleine Lebensmittelhändler zu.

Und der Trend könnte sich noch verstärken. "Die Umstellung auf den Euro schreckt vor allem die Älteren ab", erläutert Johann Plach. Trotz Förderungsmaßnahmen der Landeswirtschaftskammern geht er von einem "größeren Greißlerstreben zwischen 2001 und 2002" aus. Umgestellt werden müssten Waage und Kasse sowie, wenn vorhanden, Computersoftware und Scan-Instrumente. Insgesamt Kosten in der Höhe von 150.000 bis 200.000 Schilling (10.900 bis 14.534 ) pro Geschäft. Da werde so mancher Greißler lieber gleich ganz zumachen. (DER STANDARD, Print- Ausgabe, 8.8.2001)