Wien - Während am Handelsgericht Wien die Überschuldung der General Commerce Bank, über die am Montag der Konkurs eröffnet wurde, mit rund sechs Mio. EURO (83 Mio. S) angegeben wurde, ist das Ausmaß der Pleite für den zum Masseverwalter bestellten Rechtsanwalt Horst Reitböck, der seit Mitte Jänner schon mit der gerichtlichen Geschäftsaufsicht betraut war, noch offen. "Die Tatsache der Überschuldung ist ebenso klar wie die Zahlungsunfähigkeit des Instituts", sagte er zum S TANDARD . Eine endgültige Zahl ließe sich aber erst nennen, wenn Klarheit über gewisse, derzeit noch bestrittene Forderungen bestehe. Auch bei der Bewertung der Beteiligungen der Bank in Tschechien, Polen und Kroatien gebe es noch offene Fragen. Dass sich das Gericht mit der Erledigung des Konkursantrags, der bereits im April eingebracht wurde, Zeit ließ, stößt bei Reitböck durchaus auf Verständnis. Der Richter habe offenbar angenommen, dass der vermutliche Hauptaktionär und neue Aufsichtsratsvorsitzende der Bank, Raoul Berthaumieu, neues Kapital einbringe. Dies dürfte mehrmals in Aussicht gestellt worden, bisher aber nicht geschehen sein. Verhaftungen Berthaumieu hatte im Herbst vergangenen Jahres im Zuge eines Eigentümerwechsels den Chef der General-Partners-Gruppe, Wolfgang Kössner, als Aufsichtsratsvorsitzender abgelöst. Als im Jän- ner die gerichtliche Geschäfts- aufsicht über die Bank verhängt wurde, musste dessen Bruder Martin Kössner aus dem Vorstand ausscheiden. Beide sind inzwischen ebenso verhaftet wie die leitenden Mitarbeiter in der General-Partners-Gruppe, Corina Chwala und Anton Kollmann. Gegen diese vier besteht der Verdacht des schweren gewerbsmäßigen Betrugs und der Untreue. Festgenommen wurden sie wegen Flucht- und Verdunkelungsgefahr. Wie Alexander Klikovits vom Kreditschutzverband von 1870 (KSV) dem S TANDARD mitteilte, sind Forderungen gegen die General Commerce Bank bis 20. September anzumelden. Da der Konkurs erst am Montag eröffnet wurde, sei bisher noch keine einzige Forderung eingegangen. "Von der Kopfzahl her ist nicht mit vielen Gläubigern zu rechnen", erwartet Klikovits eine übersichtliche Gläubigerstruktur. Als Hauptgläubiger wurden bisher die Kärntner Hypo Alpe-Adria-Bank und die zur Bank-Austria-Gruppe gehörende Creditanstalt genannt. Auch Raiffeisen- und Volksbanken dürften Geschäftsbeziehungen mit der früheren WMP-Bank unterhalten haben. Die erste Gläubigerversammlung soll am 23. August stattfinden, die Prüfungs- und Berichtstagsatzung wurde für 4. Oktober angesetzt. Liquidation fix Die Liquidation der Bank steht für Klikovits bereits fest. Eine Entschuldung über einen Zwangsausgleich, wie er für andere Wirtschaftsunternehmen vorgesehen ist, ist nach dem Insolvenzrecht für Banken ausgeschlossen. Wie aus der nebenstehenden Tabelle hervorgeht, ist die Pleite der General Commerce Bank erst der achte Bankenkonkurs in Österreich seit 1945. In der Zwischenkriegszeit waren Bankenpleiten wesentlich häufiger. Zwischen 1927 und 1937 waren in der österreichischen Kreditwirtschaft 62 Konkursfälle zu verzeichnen. (gb, DER STANDARD, Printausgabe 8.8.2001)