Wien 51 Arbeiten wurden von einer Jury ausgewählt, und dass die Berliner Architektur derzeit nicht eben zu Höhenflügen ansetzt, kann an den Projekten ab- und im Katalog zur Schau nachgelesen werden. Jurymitglied Heinrich Moldenschardt, Architekt und Architekturprofessor, äußert sich im Bericht des Auswahlgremiums ausgesprochen kritisch über die Kollegenschaft sowie über die Rahmenbedingungen, unter denen Architektur in Deutschlands Hauptstadt entsteht. Der Soziale Wohnbau existiere fast nur "als Gegenstand von Fassadensanierung", die Innovationen der neuen Vorstadtsiedlungen manifestiere sich zumeist "in neuen städtebaulichen Mängeln", ehrgeizigen Schulprojekten scheine "ein eigenes Einzugsgebiet abhanden gekommen zu sein" und durch "städtebaulich verständnislose Planungen" wie jene der Wasserstadt Spandau würde "kaum jemals Urbanität durch Dichte, durchaus aber höherer Bodenwert entstehen". Die besten neuen Häuser Berlins sind die privaten, die meisten größeren Komplexe verströmen den Totengeruch der Investorenstrenge. Das sei symptomatisch für den aktuellen Aufgabenbereich, merkt Moldenschardt an: "Zahlreiche ansehnliche bis luxuriöse Einfamilienhäuser belegten den fortschreitenden gesellschaftlichen Umverteilungsprozess ebenso wie die wachsende Stadtflucht." Fazit: "In der Innenstadt wird nicht mehr gearbeitet, sondern Dienst geleistet", und diesen Diensten würden die rechten Formen halt fehlen. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 8. 8. 2001)