"Eine riesige Jagdformation" nennt sie der ehemalige CDU-Vorsitzende Wolfgang Schäuble, und die Bilder sprechen eine ähnliche Sprache: Männer, Frauen, mit einer Unmenge an technischem Gerät ausgerüstet, erwecken tatsächlich den Eindruck einer gefährlichen Kampfeinheit. Ihre Waffen: Kameras, Fotoapparate, Aufnahmegeräte, Kopfhörer, Handys und Mikrofone in allen Größen. Es besteht akute Kriegsgefahr. Die "Jäger" sind auf der Pirsch. Herlinde Koelbl nennt sie "die Meute" und deutet schon im Titel ihres bemerkenswerten Films an, dass Schäubles Bild vom Jäger so nicht stimmen mag: Wie Koelbl die Berliner Journalisten bei der Arbeit zeigt, hat mehr mit einem Haufen Verrückter zu tun, die sich in ihrem Tun unentwegt der Lächerlichkeit Preis geben.Wie Schmeißfliegen

"Drängeln, brüllen, vordrängen", empfiehlt eine Max-Redakteurin, um eine Wort-"Spende" von Prominenten zu bekommen. Wie Bettler harren sie der Reichen, von denen sie sich ihr Almosen erhoffen. "Sehr belastend", findet das etwa Kameramann Fred Brück, vor allem deshalb, weil "die hohen Herren uns wie Schmeißfliegen behandeln". Zur Armseligkeit gesellt sich die Depression.

Denn die Wirklichkeit ist inszeniert, das wissen mittlerweile beide Seiten, die Journalisten genauso wie ihre vermeintlichen Opfer. Der Vorsitzende des Deutschen Journalistenverbandes, Siegfried Weischenberg, nennt die Jäger "respektlos". Ob er manchmal noch Herzklopfen habe, wenn er seinem Handwerk nachgeht, fragt Koelbl den ARD-Redakteur Werner Sonne. Weder Angst noch Herzklopfen, antwortet dieser prompt. "Man darf sich nicht abschütteln lassen, man darf sich nicht einschüchtern lassen. Man muss es halt einfach wieder probieren." Die Sinnfrage stellt sich schon lange nicht mehr. Honza Klein , Berliner Morgenpost: "Man macht seinen Job und denkt nicht darüber nach." (Doris Priesching, DER STANDARD; Print-Ausgabe, 10. August 2001)