Augsburg - An der Psychiatrischen Klinik der Ludwig-Maximilians-Universität München wird derzeit ein neues Verfahren getestet, von dem sich Experten wesentliche Fortschritte in der Behandlung von Depressionen erhoffen: die so genannte Transkranielle Magnetstimulation (TMS). Diese funktioniert nach Angaben der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie und Nervenheilkunde in Augsburg weitgehend schmerzfrei: Der Patient sitzt auf einem Stuhl, direkt auf seinem Kopf ruht eine achtförmige Spule mit zehn bis 15 Zentimentern Durchmesser. Mehrmals pro Sekunde wird sie von Strom durchflossen und erzeugt rasch pulsierende Magnetfelder. Diese Felder stimulieren das linke Vorderhirn - ein Gebiet, wo die Wissenschaft eine der Wurzeln für Antriebslosigkeit und Niedergeschlagenheit lokalisiert hat. "Die Magnetfelder erzeugen einen leichten Strom im Gehirn, der den Stoffwechsel in Schwung bringen und die Ausschüttung von Botenstoffen bewirken soll", sagte der Sprecher der Fachgesellschaft, Peter Falkai. "Leichtes Klopfen oder Zwicken am Kopf" Die bei der Stimulation erzeugten Ströme sind nach Angaben der Experten nicht stärker als die natürlichen elektrischen Impulse zwischen den Nervenzellen. Der Patient spüre "nichts außer einem leichten Klopfen oder Zwicken am Kopf". Alle fünf Sekunden folgt eine Minute Pause, insgesamt 20 Mal. Die Behandlung sollte zwei bis drei Wochen lang an jedem Tag durchgeführt werden. Bei etlichen Patienten, die an TMS-Studien teilnahmen, besserte sich der Gesellschaft zufolge deutlich die Stimmung. Allerdings ist das Verfahren derzeit noch in der Entwicklung und kann daher noch nicht routinemäßig eingesetzt werden. "Wir erforschen gerade, was die TMS im Gehirn genau bewirkt, warum das Verfahren bei einigen Patienten besser als bei anderen funktioniert, und welches die optimalen Stimulationsbedingungen sind", sagte Frank Padberg von der Universität München. Das Potenzial der Transkraniellen Magnetstimulation ist nach Einschätzung der Experten beträchtlich: Weiteren Studien zufolge kann sie auch bei anderen psychischen Erkrankungen wie Zwangsstörungen, Schizophrenie oder posttraumatischen Belastungsstörungen therapeutische Wirkung zeigen. (APA/AP)