Ramallah/Beirut - Der Chef der radikalislamischen Freischärlerorganisation Hisbollah im Libanon, Scheich Hassan Nasrallah, hat seine "Heiligen Krieger" aufgerufen, sich auf einen Kampf gegen Israel an der Seite der Palästinenser vorzubereiten. Im Hisbollah-Fernsehsender Manar sagte Scheich Nasrallah am Samstag, er rufe alle Hisbollah-Kämpfer auf, sich "psychologisch, emotional und physisch" auf die Herausforderungen der "Intifada" einzustellen. Der Palästinenser-Aufstand dauert bereits seit September. Die Hisbollah kämpfte als Guerrilla-Organisation 22 Jahre lang für den Abzug Israels aus dem besetzten Südlibanon, der im vergangenen Jahr mit dem Rückzug der israelischen Truppen abgeschlossen wurde, wie die Vereinten Nationen Israel bescheinigt haben. Wegen eines umstrittenen Grenzgebiets, der Shebaa-Farm, hat die Hisbollah bisher jedoch ihre Angriffe gegen Israel weiter fortgesetzt. Aus ihrer Sicht ist die israelische Besetzung noch immer nicht beendet. Ramallah abgeriegelt Nasrallah hob in der Ansprache die strategische Bedeutung der von den radikalen Palästinenser-Organisationen Hamas und Jihad gegen Israel eingesetzten Selbstmord-Attentäter hervor, indem er erklärte, auf die UNO und die Welt dürften die Palästinenser nicht zählen, wo Israel versuche, ihren Aufstand niederzuwerfen. "Was eure Männer, Frauen und Kinder schützt, das sind eure Selbstmord-Attentate", sagte Nasrallah und wies auf das jüngste Beispiel des Selbstmord-Bombenattentäters hin, der am Donnerstag 15 Israelis in einer Jerusalemer Pizzeria mit sich in den Tod gerissen hatte. Der Anschlag, bei dem der Attentäter eine mit Nägeln gespickte und deshalb besonders heimtückische Bombenart verwendete, hatte weltweit Abscheu und Empörung ausgelöst, während einige radikalislamische Organisationen den Mordanschlag als eine Heldentat hinzustellen versuchten. In Rafah im Gazastreifen starb nach palästinensischen Angaben am Samstag ein zweijähriges Mädchen, weil die Israelis die Familie tagelang nicht zu einem palästinensischen Krankenhaus durchgelassen hätten. In Ramallah im Westjordanland schossen israelischen Soldaten einem 26-jährigen Palästinenser ins Bein, als er die autonome Stadt verlassen wollte. Nach dem Anschlag vom Donnerstag hatte die Armee die Stadt vollkommen abgeriegelt. Autos werden komplett am Verkehr gehindert. Fußgänger dürfen zwar in die Stadt hinein, es wird jedoch niemand hinaus gelassen. Zwei palästinensische Kinder sind am Samstag im Gaza-Streifen bei Auseinandersetzungen zwischen Jugendlichen und der israelischen Polizei verwundet worden. Die beiden sieben und zehn Jahre alten Kinder seien in Rafah verletzt worden, teilten Ärzte mit. Ein israelischer Militärsprecher bestätigte die Auseinandersetzungen. Den Angaben zufolge schossen die Soldaten mit gummi-ummantelten Geschossen jedoch zunächst in die Luft und anschließend auf die Beine der Palästinenser, um diese auseinander zu treiben. (APA/Reuters/AP)