Sie war DER Grund für mein Fernbleiben von Freibädern, vor etwa 30 Jahren, zu einer Zeit, als noch Badehaubenpflicht geherrscht hat. Das Gegenteil von Freiheit. Die Illusion, sich wie ein Fisch zu fühlen, frei und unabhängig ein- und aufzutauchen, zunichte. Dieses enge Gummiding, ob glatt oder mit kleinen Nöppchen, oder die sportliche Variante mit Streifen, oder ob matronig mit dicken, großen Blüten übersät. Einfach unchic in den 70er Jahren meiner Kindheit. Und vor allem eine Qual für jede/n Kopfbehaarten. Für Glatzen vielleicht noch geeignet, wo das Anziehen derselben zwar ebenfalls ein Gezerre der sensiblen Kopfhaut nach sich zieht, aber wenigstens kein Haar zuleide kommt. Das Paradoxon trifft den ursprünglichen Sinn dieser Kopfbedeckung: das Haar trocken zu halten und das chlorgetränkte Gewässer frei von Haaren. Weil unhygienisch? Was die Hygiene betrifft, ist das sowieso so eine Sache in den Bädern und Becken, wo Hunderte sich tummeln, verschwitzt sich in die Fluten stürzen, Schweiß und sonstige Körperausdünstungen zurücklassend. Wo sich nicht nur die Kleinsten eines natürlichen körperlichen Dranges entledigen. Also, für Glatzhäupter, denen ein relativ schmerzfreies Aufsetzen einer solchen Haube noch eher gelingt, erfüllt sie keinen Zweck, da weder Haar noch Wasser zu schützen sind. Und für jene Glücklichen mit schmucker Haarpracht schon alleine aus technischen Gründen beinahe unmöglich. Besonders für Langhaarige die reinste Qual. Nicht zu sprechen vom Platzmangel im engen Gummihäubchen. Jedem Gang ins kühlende Nass ging eine langwierige Prozedur voran: Beginnend mit der Überlegung, wie das Langhaar verstaut werden sollte. Zuerst ein Rossschwanz gebunden oder noch mehr, ein aufgesteckter Knoten, der mit dem zerrenden Überziehen der Haube wieder abrutschte. Und dann das gesamte Procedere von vorne beginnend. So dass nach einigen Versuchen die Lust auf das kühlende Nass verflogen. Und wenn der Versuch des Anlegens dieser Kopfeinbindung doch das eine oder andere Mal gelungen war, folgte in Kürze ein drückender Schmerz auf der Stirn, das Gummiband tiefe Striemen ins Stirnfleisch schneidend, die Augenbrauen diabolisch nach oben gezogen und mit dieser Zurichtung des Gesichts nur wenige Minuten im Wasser verbringen könnend. Der Wunsch nach Befreiung dieser Bedrückung größer als der Genuss der Abkühlung. Was geblieben ist von der Kopf, Haar, Stirn und Ohren malträtierenden Erinnerung? Eine Aversion nicht nur gegen die gute alte Badehaube im speziellen, sondern auch gegen Freibäder im allgemeinen. (dabu)