Bühne
"Es ist nicht alles Rheingold, was in Bayreuth glänzt"
... meint Nike Wagner
Salzburg - Nike Wagner, die Urenkelin des Komponisten und eine der
Nachfolge-Kandidaten für ihren Onkel als Festspielleiterin in Bayreuth, gab sich
Montag in Salzburg launig: "Es ist nicht alles Rheingold, was in Bayreuth glänzt", ätzte
sie in Richtung der dortigen Festspielleitung bei einem Vortrag mit dem Titel "Das
Wagner-Wagnis" im Rahmen der Festspiel-Dialoge. "Ist Bayreuth wirklich ein
Saisonprodukt? Eine Wurst wie eine Oberfrankenspezialität, von der man jedes Jahr
ein paar Scheibchen bekommt mit der Garantie, dass Wagner drin ist?" fragte die
56-Jährige, die ihre eigenen Reformideen für den Grünen Hügel als "milde, maßvoll
und geradezu rührend" bezeichnete. Bayreuth ein "handlicher Sommerbetrieb"
Es herrsche Ratlosigkeit in Bayreuth, was mit Richard Wagners Musik heute
anzufangen sei, meinte Urenkelin Nike nach einem kurzen entwicklungshistorischen
Abriss der Wagner-Festspiele. Diese seien ein "handlicher Sommerbetrieb" und
würden vorwiegend zur gesellschaftlichen Repräsentation genutzt, lediglich die
"Ringkämpfe" der Familie Wagner würden das Publikum erhellen. "Bayreuth ist
jenseits der Kunst angesiedelt" stellte die Vortragende fest, die diese Einschätzung
mit einer Anekdote illustrierte, welche ein Zuschauer-Gespräch zu Anfang des dritten
Aktes bei den "Meistersingern" vor Kurzem mit sich brachte: "Jetzt müssen wir
durchhalten" - "Aber Hauptsache, wir sind da."
Das Bayreuth-Prinzip: Drei Schritte vor - zwei zurück
Der Geist der gegenwärtigen Epoche müsse sich bei den Wagner-Festspielen endlich
manifestieren können, so wie das etwa in Salzburg in den vergangenen zehn Jahren
weitgehend geschehen sei. Weitere ihrer Ideen wie jene einer zweiten Spielzeit
würden ebenso wenig akzeptiert wie die Notwendigkeit einer eigenen "Bayreuther
Dramaturgie" erkannt. "Wozu brauchen wir das" heiße es dann, diese "Mir san
mir"-Mentalität, der man an sich österreichische Herkunft nachsage, dürfe man
offenbar geographisch nicht so eng sehen. Sie wünsche sich jedenfalls, dass es in
Bayreuth nicht nach dem Prinzip "drei Schritte vor und zwei zurück" weitergehe,
sondern dass "Wagner wieder zum Wagnis" gemacht werde, so Nike Wagner
abschließend. (APA)