Frankfurt - Etwas unvorbereitet hat interessierte Kreise am Wochenende die Nachricht getroffen, dass der Internationale Währungsfonds (IWF) und die Weltbank ihre Frühjahrstagung von sieben auf zwei Tage verkürzen werden. War die Veranstaltung ursprünglich vom 28. September bis zum 4. Oktober geplant, findet das Treffen nun lediglich am Wochenende des 29. und 30. September statt. Wie es hieß, haben sich die beiden Organisationen nach Absprache mit der US- Regierung zu dem Beschluss durchgerungen, um wegen der drohenden gewalttätigen Proteste möglichst geringe Störungen der Washingtoner Bevölkerung sicher zu stellen. IWF gibt langsam nach Es stellt sich die berechtigte Frage, ob IWF und Weltbank nach den traurigen Bildern von Göteborg, Genua, Prag und Seattle vor den Globalisierungsgegnern in die Knie gegangen sind. Angesichts der Washingtoner Bevölkerung ist die Entscheidung auf den ersten Blick richtig. Auch wer von aufgeblähten Veranstaltungen dieser Kategorie redet, hat möglicherweise recht, viele der dort angesprochenen Themen lassen sich sicherlich auf kleinerer Ebene weniger spektakulär und mit geringerer Medienresonanz diskutieren. Proteste auf bei zwei Tagen Dennoch, auch eine zweitägige Veranstaltung wird den Protest nicht aufhalten können, und die Globalisierungsgegner haben dies bereits angekündigt. Dabei ist zu befürchten, dass der radikale Kern der Protestbewegung auf Grund der zeitlichen Verkürzung seine Kräfte umso mehr bündeln und entsprechend heftig vorgehen wird. Folglich dürfte die Intensität der Krawalle hoch sein. Wer allerdings im vergangenen Jahr beim Frühjahrsgipfel in Washington war, weiß, dass eine geschickte Polizeistrategie viel erreichen kann, die damaligen Proteste und ihr Ergebnis waren für die Anti-Globalisierungskampagne recht ernüchternd. Washingtoner Polizei ist vorbereitet Insofern besteht die Hoffung, dass die sehr professionelle Washingtoner Polizei auch bei diesem Frühjahrstreffen wieder die Oberhand behalten und das Ausmaß von Gewalt und Zerstörung möglichst gering halten wird. Insgesamt aber hinterlässt es einen faden Beigeschmackt, wenn eine nur relativ kleine, aber gewalttätige Opposition internationale Organisationen und Gremien in die Knie zwingt. Es darf dabei in der Zukunft auch nicht die Regel werden, dass - wie nach dem G-7 Gipfel in Genua angedeutet - solche Treffen nur noch an abgelegenen Orten stattfinden, auch wenn ein zukünftiger IWF/Weltbank-Gipfel im Skiörtchen Bretton Woods, dem Gründungsort beider Institutionen, von historischem Reiz wäre. IWF Treffen hat seine Berechtigung Letztendlich dürfen aber keine Zweifel darüber aufkommen, dass Veranstaltungen wie die Frühjahrs- und Herbsttagungen von IWF und Weltbank in der Welt von heute ihre volle Berechtigung haben. Die Themen, die dort auf internationaler Ebene angesprochen werden - Armutsbekämpfung, das Erzielen gleichgewichtiger makroökonomischer Entwicklungen, die Schaffung eines stabilen finanziellen Umfelds - sollten auch in Zukunft offen und in einem breiten Rahmen diskutiert werden können. Wenngleich die liberalisierte und globalisierte Wirtschaft nicht frei von Fehlentwicklungen ist, überzeugende alternative Konzepte hierzu gibt es bislang nicht, das sollte auch den Globalisierungsgegnern klar werden. (APA/vwd)