Hamburg/Wien - Belgische Wissenschafter wollen unbekanntes Erbgut in RoundupReady-Sojabohnen (RR) der Firma Monsanto gefunden haben. Dies geht aus einer heute in der Zeitschrift European Journal of Food Research and Technology veröffentlichten wissenschaftlichen Studie hervor. Die Wissenschafter stießen angeblich auf ein 534 Basenpaare langes DNA-Stück, das mit keiner bekannten Erbsubstanz von Pflanzen übereinstimmt, berichtete Greenpeace am Mittwoch. Bisher wüsste niemand, was dies für Erbgut ist. Das DNA-Stück sei zum Zeitpunkt der Zulassung der genmanipulierten RR-Soja für den europäischen Markt nicht bekannt und wurde nicht berücksichtigt. "RoundupReady" wird auch nach Österreich importiert Greenpeace forderte den sofortigen Stopp von Importen der RR-Soja in die EU. "In Österreich muss Minister Wilhelm Molterer sofort prüfen lassen, ob die unbekannte DNA auch im Sojaschrot der Marke RoundupReady, die nachweislich auch nach Österreich importiert und im Land verkauft wurde, enthalten ist", meinte Greenpeace-Pressesprecher Matthias Schickhofer. Von Molterer fordert Greenpeace Österreich außerdem ein sofortiges Importverbot für Gensoja-Futtermittel bis ein EU-weites Zulassungs- und Kennzeichnungsverfahren für Gensoja in Kraft ist. "Wir befürchten, dass die Gen-Soja, die zur Zeit in Deutschland auf den Markt gebracht wird, sich grundlegend von jener unterscheidet, die eine europäische Zulassung hat. Die zuständigen Behörden müssen nun schleunigst handeln und verhindern, dass Soja, die keine Zulassung hat, trotzdem bei uns im Essen landet", sagt Imke Ide, Gentechnikexpertin bei Greenpeace. "Es ist unverantwortlich, Leuten Gen-Soja in Nahrungsmitteln vorzusetzen, wenn nicht klar ist, welche neue Erbsubstanz sie tatsächlich enthält und was diese Gene bewirken", so Ide. Greenpeace fordert Importverbot Dies sei bereits das zweite Mal, dass unabhängige Wissenschafter Monsanto die fehlerhafte Beschreibung der RR-Soja-Sequenz nachweisen würden. Firmen müssen für das Zulassungsverfahren Daten über die gentechnische Veränderung und Sicherheitsuntersuchungen vorlegen. Nachdem bereits im vergangenen Jahr gezeigt worden sei, dass neben dem Gen, das von Monsanto angegeben wurde, noch zwei unvollständige Kopien desselben Gens in RR-Soja enthalten sind, hätten die belgischen Wissenschafter nun auch einen Abschnitt mit unbekannter DNA gefunden. Angesichts dieser Situation rief Greenpeace den Umweltminister auf, zu überprüfen, ob auch in den Sojaschrot-Produkten dieser Marke, die auch nach Österreich importiert und im Land verkauft wurde, die unbekannte DNA enthalten ist. Die Umweltorganisation fordert ein sofortiges Importverbot für Gensoja- Futtermittel nach Österreich bis ein EU-weites Zulassungs- und Kennzeichnungsverfahren für Gensoja in Kraft ist. Sima: Molterer muss sofort handeln "Landwirtschaftsminister Molterer muss sofort handeln", forderte SPÖ-Umweltsprecherin Ulli Sima angesichts der Affäre bei Gensoja. "Es ist symptomatisch, dass man bei einer seit sieben Jahren zugelassenen Gen-Pflanze immer noch auf unangenehme Überraschungen stößt und dass Monsanto seine gentechnisch veränderten Pflanzen nicht unter Kontrolle hat", hieß es am Sonntag in einer Aussendung. Es sei fahrlässig, derartige Produkte auf den Markt zu bringen. "Minister Molterer muss schleunigst prüfen lassen, ob diese unbekannten DNA-Sequenzen auch bei österreichischen Gensoja-Importen zu finden sind", forderte Sima. Wenn dies zutreffe, müsse der Minister sofort ein Importverbot über dieses "Roundupready"-Soja verhängen, denn die Folgen für die menschliche Gesundheit und für die Umwelt seien nicht abzusehen. "Zwei Drittel aller Futtermittel in Österreich enthalten Gensoja" Die SPÖ-Politikerin wies darauf hin, dass ca. zwei Drittel aller Futtermittel in Österreich Gensoja enthalten. Und Österreich importiert einen Großteil seiner Futtermittel über Deutschland. "Wie lange wollen Sie noch tatenlos zusehen, Herr Minister Molterer?" - so reagierte auch der Landwirtschaftssprecher der Grünen, Wolfgang Pirklhuber. Die Grünen fordern eine sofortige Prüfung der österreichischen Gensoja-Importe auf seine Inhaltsstoffe und insbesondere auf die in diesem Fall betroffenen DNA-Sequenzen. "Leider rächt sich einmal mehr das konsequenzenlose Nicht-Handeln von BM Molterer", so Pirklhuber. Er fordert zum wiederholten Mal eine detaillierte und lückenlose Kennzeichnungspflicht, "die seit Jahren überfällig ist". "Es geht nicht an, dass die betroffenen Bauern und Bäuerinnen in Unkenntnis darüber belassen werden, was sie genau verfüttern. Das ist fahrlässig und unverantwortlich", so Pirklhuber abschliessend. Fachmann: unbedenklich Nach Angaben des Robert Koch-Instituts in Berlin sind die gefundenen Abschnitte ungefährlich. Nach Auskunft von RKI-Gentechnik-Fachmann Joachim Bandiek besteht kein Grund zur Besorgnis. Das "Grundmuster" dieser Sorte sei seit Jahren bekannt und seit 1996 zugelassen. Die nun in der Fachzeitschrift veröffentlichte Variante sei nicht neu und nach Übereinstimmung deutscher, belgischer und englischer Fachleute ungefährlich. Sie unterscheide sich nur von der schon bekannten Form, weil heute die Untersuchungsmethoden noch genauer seien, sagte er. (APA)