Europa
Deutscher Zwangsarbeiter-Stiftung in Polen droht Millionenverlust durch Währungsspekulationen
Schröder lehnt weitere Mittel ab
Frankfurt/Main - Der "Stiftung Polnisch-Deutsche Aussöhnung", die für die Auszahlung der Entschädigungsgelder an NS-Zwangsarbeiter zuständig ist, droht wegen Währungsspekulationen ein Verlust von 130 Millionen Mark (66,5 Mill. Euro/915 Mill. S). Dies berichtete die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" in ihrer Donnerstag-Ausgabe. Dieser Betrag entspricht zehn Prozent des bisher ausgezahlten Teilbetrags von 1,3 Milliarden Mark.
Hintergrund ist nach Angaben der Zeitung, dass die Regierung in Warschau darauf bestanden hatte, das für Polen vorgesehene Geld in der Landeswährung Zloty zu erhalten. Die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" berichtete, dies sei ausdrücklicher Wunsch des Stiftungsvorsitzenden Bartosz Jalowiecki gewesen: Er wollte die Spanne zwischen dem Eingang der Überweisungen aus Deutschland und der Auszahlung an die Nazi-Opfer für kurzfristige zusätzliche Zinsgewinne nutzen.
Bereits im Frühjahr hätten Experten gewarnt, dass der Wunsch Polens nach Auszahlung der Entschädigungsgelder in Zloty Währungsspekulanten dazu verleiten könne, den Kurs der polnischen Währung künstlich in die Höhe zu treiben, schrieb die Zeitung. Nach Informationen der FAZ wurden tatsächlich am 7., 8. und 12. Juni - kurz vor der Auszahlung der ersten Tranche am 15. Juni - bei der Europäischen Zentralbank für 1,3 Milliarden Mark Zloty zum Tageskurs von 3,3466 eingekauft. Kurz darauf sei der Zloty-Kurs stark gefallen und derzeit liege er bei 3,82.
Der deutsche Bundeskanzler Gerhard Schröder lehnte zuvor die Bereitstellung zusätzlicher Mittel aus Deutschland für die polnische Zwangsarbeiterstiftung strikt ab. Von der deutschen Regierung oder der Wirtschaft könne es keine neuen Gelder über die vereinbarten Summen hinaus geben, sagte er. Dies würde einen Präzedenzfall für andere Länder darstellen. Vertreter der Stiftungsinitiative der deutschen Wirtschaft und der polnischen Organisation wollen sich am 23. August treffen. (APA/AP)