Belgrad - Jugoslawien könnte in den nächsten Monaten zu einem Eldorado für Falschgeld-Besitzer werden. Laut Belgrader Finanzexperten befinden sich in den Privattaschen der Serben rund 3 Mrd. DM (1,53 Mrd. Euro/21,1 Mrd. S) in bar, wenn nicht sogar mehr. Auf den Banken hingegen gibt es so gut wie keine Sparguthaben. Beim Umtausch in Euro wolle die Notenbank - als Anreiz, wieder mehr Sparkonten zu eröffnen - die Herkunft des Geldes nicht kontrollieren.
Seit Anfang Juli versucht die serbische Notenbank die Serben dazu zu bewegen, ihre westeuropäischen Hartwährungen in Banken anzulegen. Als Gegenleistung wird ab 1. März kommenden Jahres die Auszahlung von entsprechenden Euro-Summen ohne Provisionsberechnung versprochen.
Als weiteren Anreiz werde die Notenbank bis zum 30. Juni 2002 die Herkunft des Geldes nicht kontrollieren. Es dürfte daher für Falschgeldbesitzer, die in den vergangenen zehn Jahren auf Grund der Sanktionen bereits reichlich Erfahrungen im Transfer von großen Geldsummen über die Staatsgrenzen gesammelt haben, kein zu großes Problem sein, sich in der Geldwäsche zu Hause zu erproben, meinen Experten.
Sparer wurde beraubt
Seit den frühen 90er Jahren legen die Serben so gut wie kein Geld mehr auf ein Bankkonto, weil sich der Staat damals die Einlagen der Kleinsparer im Wert von 4,5 Mrd. Dollar angeeignet hatte. Die Rückzahlung der vom Staat verbrauchten Spareinlagen hat in Serbien erst heuer in äußerst geringem Maße begonnen.
Dennoch dürfte sich das Augenmerk potentieller Geldwäscher in nächster Zukunft viel mehr auf den Kosovo und Montenegro richten, wo die DM als Zahlungsmittel gilt. Die montenegrinische Zentralbank hat vorerst noch keinen Plan für den Umtausch von DM in Euro ausgearbeitet. Allerdings werde der Umtausch in engster Mitarbeit mit der deutschen Bundesbank erfolgen, was die Möglichkeiten der Geldwäsche verringern soll.
Im Kosovo soll der Umtausch laut Belgrader Wochenzeitschrift "Reporter" von der Bank Provinz Kosovo (BPK) vorgenommen werden, die von der EU und dem Internationalen Währungsfonds (IWF) kontrolliert wird. Von der BPK wird wie andere EU-Staaten die Herkunft von Geldsummen untersuchen, die über 210.000 S (15.261 Euro) liegen. (APA)