"Wenn die Ungarn aus der Regierung austreten, dann sollen sie aber gefälligst auch ihre Funktionen in der Staatsverwaltung zurücklegen", fordert ein slowakischer Linkspolitiker. Am nächsten Tag weist ein anderer darauf hin, dass auch die laufende Privatisierung des Ölkonzerns Transpetrol dem ungarischen Einfluss entzogen werden müsse. Im Kabinett in Bratislava gehören der Vizepremier und zwei Minister der Ungarn-Partei SMK an - deren Regierungsaustritt nach dem Parteitag am 25. August steht bevor. Die verbleibenden elf Regierungsparteien wollen diesen Verlust hinnehmen - und die Chance nutzen: Um ein Jahr vor der nächsten Wahl die katastrophalen Umfragewerte aufzubessern, spielen auch Regierungspolitiker wieder die "ungarische Karte", die zuletzt der nationalistischen Opposition überlassen wurde. Dabei funktioniert das Zusammenleben zwischen Ungarn und Slowaken im zweisprachigen Süden des Landes reibungslos. Warnungen vor "ungarischen Politikern, die den Süden abtrennen und mit einem neuen Groß-Ungarn vereinen wollen", können dennoch immer leicht für Beunruhigung sorgen. Kurioserweise vor allem im Norden, wo es gar keine Ungarn gibt: Hier haben die Nationalisten ihre größten Wähleranteile. (DER STANDARD, Print, 17.8.2001)