Wien - Für ein neues System der Lehrer-Besoldung spricht sich Bildungsministerin Elisabeth Gehrer aus. Derzeit entwickle eine Arbeitsgruppe im Ministerium Modelle zur Neuverteilung des Lebensgehalts, die vor allem eine Anhebung der Einstiegsbezüge bei einem späteren Abflachen der Gehaltskurve vorsehen. Ein neues System könnte im Schuljahr 2003/2004 in Kraft treten, betonte Gehrer. Bereits pragmatisierte Lehrer würden aber jedenfalls im alten Schema bleiben können. Die Arbeit an einem neuen Gehaltsschema erfolgt laut Gehrer in Abstimmung mit Vizekanzlerin Susanne Riess-Passer, die für Dienstrechts- und Gehaltsfragen zuständig ist. "Wir wollen das zügig vorantreiben", meinte die Ministerin. Für die Umstellung gebe es mehrere Möglichkeiten. Entweder könnten alle ab 2003/2004 neu eingestellten Lehrer bereits im neuen Schema arbeiten, oder man gebe Optionen für einen Einstieg. Jedenfalls sei die Reform ein "langfristiges Programm" und stoße unter Umständen auf Probleme bei der Finanzierung. Am Anfang kämen nämlich auf Grund der höheren Einstiegsgehälter höhere Kosten auf den Staat zu, die sich erst später ausgleichen würden. "Gesamten öffentlichen Dienst einbeziehen" Die neuen Regeln sollen sowohl für Bundeslehrer (AHS und BHS) als auch für Landeslehrer (v.a. Volks-, Haupt-, Sonder- und Polytechnische Schule) gelten. "Ich weiß nicht, ob man nicht sogar den gesamten öffentlichen Dienst einbeziehen sollte", so Gehrer: "Auch jemand, der bei mir im Ministerium anfängt, leidet darunter, dass er so wenig hat am Anfang." In einem solchen neuen System werde aber natürlich "auch die Frage der Pragmatisierung virulent", meinte Gehrer. Bei einer Umstellung würden die Lehrer in einem normalen Angestellten- oder Vertragsbedienstetensystem arbeiten. Als Vorteil sieht sie dabei vor allem erhöhte Chancen für Junglehrer. Bereits heute gebe es die Möglichkeit, in Fächern mit Lehrermangel wie Informatik oder Wirtschaftspädagogik Leute von außen mit Sonderverträgen einzustellen. Diese seien etwas höher dotiert, aber natürlich mit keiner Pragmatisierung verbunden. Benefits "Von der Grundtendenz" hat die Pragmatisierung für Gehrer nur dann einen Sinn, wenn damit "benefits" verbunden wären. "Benefit der Pragmatisierung ist, dass man mehr Pension bekommt", meinte Gehrer. Wenn diese höhere Pension wegfalle und durch ein höheres Einstiegsgehalt kompensiert würde, würden die Lehrer mit einem Vertragsbedienstetensystem genau so gut fahren. Als positives Beispiel führte sie dabei die Einigung auf ein neues Dienstrecht für Hochschullehrer an, das gemeinsam mit der Gewerkschaft beschlossen worden sei. In den vergangenen Monaten hatten sowohl der Vorsitzende der Pflichtschullehrer-Gewerkschaft, Walter Riegler, als auch sein AHS-Pendant Helmut Jantschitsch zumindest Gesprächsbereitschaft für eine Besoldungs-Reform gezeigt. "Gewerkschaft hat gut verhandelt" Die vor dem Sommer geäußerten Boykott-Drohungen der AHS-Lehrer - im Raum stehen ein Boykott von Projektwochen und Skikursen, beschlossen wurde die Einstellung einiger administrativer und "außerunterrichtlicher" Tätigkeiten - kann Elisabeth Gehrer nicht nachvollziehen. Wenn man sich das ab Herbst geltende neue Dienstrecht "nach einer Abkühlungsphase realistisch vor Augen" halte, müsse man feststellen, dass die "Gewerkschaft gut verhandelt hat". Zwar sei die Abschlagstunde für die Tätigkeit als Klassenvorstand bzw. Kustos gestrichen worden, dafür gebe es eine leistungsorientierte Abgeltung für die Vorbereitung und Durchführung von Projektwochen, die Vorbereitung einer Matura sowie eben für die Übernahme eines Klassenvorstands oder eines Kustodiats. Künftig erhalten Klassenvorstände statt einer Abschlagsstunde bei der Lehrverpflichtung 20.000 Schilling jährlich, Kustoden 16.000 Schilling jährlich. Während ältere Pädagogen dadurch Gehaltseinbußen hinnehmen müssten (ihre Unterrichtsstunden sind auf Grund des Senioritätsprinzips "teurer", Anm.), könnten junge Lehrer mehr verdienen: "Das ist doch das, was man ständig verlangt hat", so Gehrer. "Die Lehrer mögen ihre Schüler" Im neuen Dienstrecht sei außerdem auf Wunsch der Gewerkschaft die so genannte Wochendurchrechnung aufgehoben werden, meinte die Ministerin. Dadurch gebe es wieder günstigere Regeln bei Dauer-Mehrdienstleistungen. Grundsätzlich sollten sich die Lehrer auch darauf besinnen, was für die Schüler und die Schule gut sei. "Ich bin überzeugt, die Lehrer mögen ihre Schüler und gehen gerne auf Projektwochen", so Gehrer. Probleme bei der Umsetzung der umstrittenen Verhaltensvereinbarungen sieht Gehrer nicht. Auf der Homepage des Ministerium würden verschiedene Modelle zur Verfügung gestellt. Außerdem müssten die Schulen keine Verhaltensvereinbarungen abschließen: "Es wird Schulen geben, die das nicht brauchen, Schulen, die sich auf bestimmte Bereiche konzentrieren und Schulen, die umfassende Vereinbarungen abschließen." Die Vereinbarungen stellten eine moderne Form der Schulordnung dar, so die Ministerin. Sorgen, dass die Schüler im Schulgemeinschaftsausschuss überstimmt und so benachteiligt werden könnten, hat sie nicht. Die Schulpartnerschaft an den einzelnen Schulen sei bereits so weit entwickelt, "dass man solche Dinge gemeinsam macht". Sie habe noch von keiner Schule gehört, wo jemandem Vereinbarungen gegen seinen Willen aufgezwungen worden seien. (APA)