Bregenz - Feuerbrand: Das stäbchenförmige Bakterium Erwinia amylophora plagt spätestens seit diesem Frühjahr Jahr die Vorarlberger Obstbauern und einer wachsenden Zahl von Gartenbesitzern.
Sie werden von diesser Seuche bisher unbekannten Ausmaßes heimgesucht. An einigen Orten beträgt der Totalausfall, etwa bei Birnen, 50 Prozent. Totalausfall bedeutet nicht nur Ernteausfall, sondern eine Totalrodung der Bäume.
Tragik für die Obstbauern
"Bei uns wird ein halbes Hektar ganz wegkommen", sagt Jens Blum aus Höchst, größter Obstbauer im Rheindelta, überraschend gefasst. Das sind 2.000 Bäume oder ein Fünftel seiner gesamten Anbaufläche. Das muss der Betrieb erst einmal verkraften: "Zum Glück stehen wir auf gesunden Beinen." Aber noch so ein Jahr wie dieses ..., "dann kannst mit dem Obstbau aufhören."
In Lustenau sind 80 Prozent der Obstbäume befallen
In der Nachbargemeinde Lustenau ist die Situation nicht besser: 80 Prozent der Obstbäume seien befallen. "Egal, wo ich dort aus dem Auto steige, der Feuerbrand ist ringsum", erklärt Gebhard Bechter, der Obst- und Gartenbaureferent der Vorarlberger Landwirtschaftskammer. Er kämpft gegen den Pessimismus an: "Wenn wir in diesem Jahr nicht die Infektionsherde radikal ausfindig machen und beseitigen, dann schaut es sehr, sehr schlecht aus."
1993 von Süddeutschland eingeschleppt
Die Bakterienerkrankung hat sich seit ihrer Einschleppung aus Süddeutschland im Jahr 1993 als besonders heimtückisch und hartnäckig erwiesen. Eine Landkarte Vorarlbergs mit den Gemeindegrenzen zeigt kaum noch weiße Flecken, dafür etwa jede zweite Gemeinden in Rot. Das heißt: Dort ist der Feuerbrand in diesem Jahr das erste Mal aufgetreten. Betroffen sind nicht nur Obstbäume, sondern auch eine Reihe von Zierpflanzen. Das macht die Eindämmung der Seuche umso schwieriger, wie Bechter erklärt.
Hauptwirte sind Weiß- und Rotdorn, Cotoneaster und die Eberesche
Hauptwirte des Bakteriums sind Weiß- und Rotdorn, Cotoneaster und auch die Eberesche. Sie gibt es zu tausenden in den geliebten Gärten der Vorarlberger. Eine Ausbreitung im Obstbaubereich wäre noch eher zu kontrollieren und zu verhindern, doch bei der Unzahl der befallenen Privatgärten gleicht es einer Sisyphus-Arbeit.
Nur Verbrennen hilft
Die Ausbreitung erfolgt nicht nur durch Regen, Wind und Insekten oder vermutlich auch Zugvögel, sondern vielfach mit kontaminierten Gegenständen. Die Gegenmaßnahmen sind in erster Linie das Verbrennen betroffener Pflanzen an Ort und Stelle und bedingungslose Hygiene: Die Hände sollten nach der Arbeit dreimal desinfiziert werden, Werkzeuge und Schnittstellen mit einer speziellen Lösung eingelassen werden. Für die Arbeit empfiehlt die Landwirtschaftskammer nicht zuletzt Wegwerfanzüge, die ebenfalls verbrannt werden sollten. (APA)