Wien - Deutschlands Filmemacher schielen neidisch auf die cineastische Großmacht Frankreich. Im Nachbarland kommen einheimische Kinoproduktionen auf einen Marktanteil von 30 bis 40 Prozent. In den deutschen Lichtspielhäusern hingegen zieht es nur jeden zehnten Besucher in inländische Streifen. Ein Hauptgrund für die fehlende Präsenz deutschen Filmguts seien die vergleichsweise geringen staatlichen Finanzspritzen, meint der Leiter der Filmförderungsanstalt (FFA) in Berlin, Rolf Bähr. Die öffentliche Hand unterstütze den heimischen Film mit jährlich etwa 240 Millionen Mark (rund 62,4 Mill. Euro/858 Mill. S). 132 Millionen Mark würden die teils öffentlich-rechtlichen Fernsehsender beisteuern. In Frankreich liege die Gesamtfördersumme bei fast einer Milliarde Mark. "Förderdschungel" In der Diskussion um die kränkelnde deutsche Filmkultur verweisen Kritiker gerne auf das föderale, nach ihrer Lesart "zersplitterte" Fördersystem. Anders als im zentralisierten Frankreich teilen sich in Deutschland Bund und Länder die Mäzenenrolle. Produzenten hätten es in diesem "Förderdschungel" schwer, kritisiert Bähr. Neben der FFA, dem Bundeswissenschaftsministerium und dem Kuratorium Junger Deutscher Film streuen ein Dutzend Länder-Anstalten staatliche Subventionen unter die Filmproduzenten. Für aufwändigere Projekte müssten bis zu fünf Fördertöpfe angezapft werden. Jeder davon hat andere Regeln, sagt Bähr. Der FFA- Chef stört sich auch an den so genannten "Ländereffekten", die die Kosten nach seiner Einschätzung in die Höhe treiben. "Die Länder geben nur Geld für Filme aus, wenn umgekehrt von den Filmemachern Geld in der Region gelassen wird." Vor allem "Mainstream landet im Kino Die große Zahl an Entscheidungsträgern in den Fördergremien bewirke, dass vor allem "Mainstream" in die deutschen Kino gelangt, meint der Geschäftsführer der Saxonia Media Filmproduktion GmbH in Leipzig, Günter Fenner. "Das, was gezeigt wird, ist selten originell." Die Länder verteidigen ihr Engagement nicht allein mit der ihnen verfassungsrechtlich zustehenden Kulturhoheit. Die Auswahl an Fördermöglichkeiten stärke auch die Vielfalt der Projekte, sagt Klaus Schäfer vom FilmFernsehFonds Bayern in München. Zudem würde der Branche bei einem Rückzug der regionalen Förderanstalten viel Geld verloren gehen, denn der Bund würde nicht automatisch einspringen. Mehr Anreize schaffen "Die Länder sollten mehr Anreize mit ihrer Förderung verknüpfen", fordert FFA-Chef Bähr mit Blick auf sein eigenes Haus. Dort würden Antragsteller automatisch Subventionen erhalten, wenn sie für die vergangenen zwei Jahre einen Film mit mehr als 100.000 Zuschauern vorweisen können. Auch die Politiker müssten sich umstellen: In Frankreich werde der Film viel stärker als Medium der nationalen Repräsentation begriffen. Konkrete Reformvorhaben will der Bund im Herbst bekannt geben. (APA)