Alpbach - Alpbach, das liebliche Nest, ist wie jedes Jahr mit seinem Europäischen Forum über uns gekommen, man hat den Start am Freitag mit Architekturgesprächen genommen. Das Thema steht erstmals in der Geschichte des Forums auf dem Programm, die ganz tollen Superstars unter den Referenten (wie die angekündigten Zaha Hadid, Peter Eisenman, Wolf D. Prix) sind - heuer noch - ausgeblieben, der Publikumsandrang ist nicht berauschend, aber zumindest süffig.

Der erste der beiden Architekturtage warf mehr Fragen als Antworten ins Auditorium, die gekonntesten kamen dabei nicht von Architekten, sondern vom Philosophen Rudolf Burger. Er moderierte die erste Runde und stellte nach ein paar lässigen Jongleursübungen mit Zitaten Nietzsches und anderen Kollegen Venturis architektonische Frage nach Unterkunft und Dekoration: Inwieweit ist die Architektur die Fassade der gesellschaftlichen Moderne? Und wie tief reicht dieses "Gekräusel auf den Oberflächen" unter dieselbe?

Georg Franck von der TU Wien strapazierte, weil es so am einfachsten funktioniert, die vermeintlichen Gegensätze Erlebnisarchitektur (Gehry & Co) und neue Sachlichkeit (Zumthor & Co), doch seine Plauderei über Eventkultur und die daraus folgenden Baukonstrukte, vom McDonald's-Häusl bis zum Guggenheim Bilbao, blieben ihrerseits Oberfläche und konnten bis zu den Fundamenten des Architekturgeschehens nicht durchdringen.

Straff und knapp grub Bau- manager Jürgen Ehrlich tiefer, indem er Funktion und Struktur der Deutschen Immobilien Fonds AG bloßlegte: "Für uns zählen Architektur und Wirtschaftlichkeit, Spleenigkeiten und Verrücktheiten können wir nicht beachten. Die Immobilie als Ware." Auch eine Sicht der Dinge, und, mit guten Architekten gut angepackt, nicht die dümmste.

Doch diese Konstellation, konterte Ulrike Lauber, sei selten anzutreffen. Die deutsche Architektin geißelte sodann den mittlerweile weltumspannenden Architekturstarterror samt Epigonen und rief auf, sich der Qualitäten sorgfältiger Ortsansässiger zu bedienen, denn: "Die Gehrysierung der Provinz wird schrecklich werden."


(DER STANDARD, Print, Sa./So. 18.8 2001)