Die schwere Flaute in der Telekom-, Computer- und Halbleiterindustrie zwingt auch österreichische Technologie-Unternehmen, meist Töchter internationaler Großkonzerne, hochqualifizierte Mitarbeiter abzubauen. Der seit langem beklagte Fachkräftemangel, Schätzungen gingen von bis zu 60.000 fehlenden Spezialisten in der Informationstechnologie aus, habe sich "absolut entkrampft", sagt Arbeitsmarktservice-Vorstand Herbert Böhm. Mehr Zeit Mittelfristig gesehen bleibe der Fachkräftemangel - insbesondere im Softwarebereich, aber auch in elektromechanischen oder chemischen Berufen - "eine Tatsache", sagt Wirtschaftsforscher Karl Aiginger. "Wir haben aber jetzt etwas mehr Zeit, den Fachkräftemangel zu bewältigen. Etwa in den nächsten vier statt zwei Jahren, wenn Österreich als Wirtschaftsstandort überleben will", so Aiginger. Abbaupläne hochqualifizierter Mitarbeiter wälzen so unterschiedliche Firmen wie Infineon, Kapsch, Alcatel oder Hewlett Packard. Keine Bestätigung Beim Villacher Infineon-Chipwerk wackeln dem Vernehmen nach 200 bis 300 der 2400 Jobs, Zahlen, die Vorstandschef Peter Bailey aber "nicht bestätigen" will. Bei Kapsch und Alcatel ist es nicht anders: Kapsch hat 250 Mitarbeiter im AMS-Frühwarnsystem zur Kündigung vorangemeldet. Befürchtungen in Belegschaftskreisen gehen von bis zu 450 Kündigungen aus. Das wäre wie bei Philips rund ein Viertel der Belegschaft, aber anders als dort im Bereich höher qualifizierter Mitarbeiter. Bei Alcatel ist nur von einem Aufnahmestopp die Rede. Im Betrieb machen aber Schätzungen die Runde, dass in der Alcatel Vertriebs GesmbH, wo 600 Mitarbeiter beschäftigt werden, im Herbst zwischen 30 und 120 Mitarbeiter gehen müssen. Ein Mitarbeiter sagte: "Es werden die Abteilungen ausgelagert oder abgebaut, wo die Programmierer und Entwickler tätig sind. Aufgenommen werden Niedrigqualifiziertere, wie Handymasten-Bauer." Heim zur Mama Bei Hewlett Packard werden weltweit 6000 Mitarbeiter abgebaut, auch in Österreich wackeln Jobs, sagte HP-Sprecherin Sonja Köhlich. Vor kurzem hatten die 500 HP-Beschäftigten in Wien bereits einem zehnprozentigen Gehaltsverzicht oder dem Abbau stehender Urlaubszeiten zugestimmt. Sorgen, die IBM Österreich nicht kennt. Zwar kommt es derzeit auch dort zu "keinem zusätzlichen Aufbau" von Mitarbeitern, nur in Ausnahmefällen. Aber Personalchef Thomas Hainlen weiß: "Es war immer schwierig, gute Leute zu finden. Seit einigen Monaten bewerben sich gute Ex-IBM-Mitarbeiter wieder bei uns, die wir in der New-Economy-Goldgäberstimmung an Dot.Coms verloren hatten." (Micael Bacher - Der Standard Printausgabe)