Netzpolitik
Vorsicht, Schatzi kann leicht mitlesen
Überwachungssoftware wird immer öfter im privaten Bereich eingesetzt
Was ursprünglich als Software für die innerbetriebliche Spionage gedacht war, wird zunehmend zur Überwachung von
(Ehe-)Partnern und Kindern eingesetzt. "Wir verkaufen unsere Software mehrheitlich an Privatpersonen", sagt Carsten Rau,
Geschäftsführer der deutschen ProtectCom. Seit Jahresbeginn ist seine Firma Generalrepräsentant von Spectrum, des
US-Marktführers im Bereich Überwachungssoftware, für Österreich und Deutschland. Rau: "Nach Österreich haben wir im
ersten halben Jahr tausend Lizenzen verkauft."
Kauf und Installation einer solchen Software ist denkbar einfach: Nach Eingabe der Kreditkartennummer kann der Käufer die
Software herunterladen, auf einem PC installieren und seine Schnüffler-Karriere starten. Produkte wie Spector, Starr von
iOpus oder WinWhatWhere zeichnen dann nicht nur die Dauer der Computerbenutzung auf, sondern führen genau Protokoll
über jede einzelne Aktion am PC. Die neugierige Person bekommt also heraus, wie die einzelnen Passwörter lauten, die der
Mitbenutzer des PCs vielleicht hat. Da jeder einzelne Tastendruck mitgeschrieben wird, kann er auch nachlesen, was in den
E-Mails steht, die verschickt wurden, oder mit wem und was der Observierte chattet.
Natürlich können solche Überwachungsmethoden zu partnerschaftlichen Krisen führen. Rau weiß von deutschen Fällen, wo das
Lesen von Protokollen zu Scheidungen geführt haben soll. Als Beweisstück vor dem Scheidungsrichter werden solche
Protokolle wegen des fragwürdigen Zustandekommens jedoch nicht akzeptiert.
Neugierige Lehrer
Ein weiteres, ganz neues Anwendungsgebiet sind Schulen, erzählt Rau, der die Spector-Software zum Preis von 169 DM (76
EURO) für diesen neuen Abnehmerkreis auf 69 DM (35,3 EURO) verbilligt hat. Da das Ausschalten von Filtern im
Internetbrowser für die PC-kundigen Kids kein Problem darstellt und manchmal auch Hackerangriffe vom Klassen-PC
gestartet worden sein sollen, beabsichtigten immer mehr Lehrer, auf den Klassencomputern solche Tools zu installieren.
Nicht ohne Betriebsrat
Der von Spector & Co ursprünglich anvisierte Verwendungszweck, das Bespitzeln von Mitarbeitern, ist angesichts der
Nachfrage von Privatpersonen ins Hintertreffen geraten. Zwar bringt Rau derzeit ein neues Spector-Produkt Webspy auf den
Markt, das für die Überwachung in Firmennetzwerken geeignet ist, doch gibt es im Geschäftsbereich exaktere Regelungen
dafür, wie Privatsphäre zu schützen ist. In Österreich beispielsweise müsste die Installation einer solchen Software vom
Betriebsrat abgesegnet werden. (Johanna Ruzicka - Der Standard Printausgabe)