Tel Aviv - Der israelische Präsident Moshe Katzav hat den Befürwortern einer einseitigen Trennung Israels von den Palästinenser-Gebieten den Rücken gestärkt. In der gegenwärtigen Situation bleibe Israel keine andere Wahl, sagte Katzav laut der Online-Ausgabe der israelischen Tageszeitung "Haaretz" am Montag. Zuvor hatte ein hochrangiger Armeeoffizier unter Hinweis auf die "gewaltigen Ausgaben" vor einem solchen Schritt gewarnt. Die Idee einer einseitigen Trennung hat in Israel eine öffentliche politische Diskussion über die Vor- und Nachteile ausgelöst. Nach Vorstellung von Katzav sollte sich die Armee auf eine Trennlinie in Gebieten des Westjordanlandes zurückziehen, die bisher noch vollständig unter israelischer Kontrolle stehen. Ziel sei es, eine größere Sicherheit für Israels Bürger zu erreichen. Katzav stellte klar, dass diese "einseitige Grenze" keine politische Bedeutung habe und die endgültigen Grenzen in Verhandlungen festgelegt werden müssten. Er glaube aber, dass die Abtrennung zu internationalem Druck auf die Palästinensische Autonomiebehörde führen könnte, sagte der Präsident. Warnungen vor Abtrennung Aus Sicht der israelischen Armee ist die einseitige Trennung aus rechtlicher, politischer, diplomatischer und logistischer Sicht die "problematischste Lösung". Anders als beim Rückzug aus dem Südlibanon gebe es in Israel nicht den breiten Konsens über eine Rückkehr zur "Grünen Grenze". Die beiden anderen Optionen sind aus Sicht der Armeeführung, dass die Selbstverwaltungsbehörde zum Feind und ihr der Krieg erklärt wird oder dass die Friedensverhandlungen auf der Grundlage des Taba-Abkommens vom Jänner dieses Jahres und dann wahrscheinlich sogar unter internationaler Schirmherrschaft fortgesetzt werden. Auch der frühere israelische Außenminister Shlomo Ben-Ami hat vor der Abtrennung gewarnt. Dies könne zu einem ständigen Krieg zwischen Israel sowie den Palästinensern, Arabern und der moslemischen Welt führen. Zuvor hatte auch schon Ministerpräsident Ariel Sharon die Abtrennungspläne abgelehnt. Israel hatte den mit den Palästinensern in den Verträgen von Oslo für vergangenen Juni vereinbarten dritten Teilrückzug von Truppen aus besetzten Gebieten nicht ausgeführt. Dies hatte bei Palästinensern heftige Kritik ausgelöst. (APA/dpa)