Unternehmen
AUA heilfroh über Konkurrenz
Streit mit der EU über das Quasi- Monopol von AUA und Lufthansa im deutsch- österreichischen Verkehr scheint gelöst
Wien - Die AUA-Aktie sackte am Montag im Vorfeld der mit Spannung erwarteten Präsentation der Halbjahresbilanz am Mittwoch unter die psychologisch wichtige Widerstandsmarke von elf Euro ab. Analysten erwarten für das Halbjahr ein rekordverdächtiges Negativergebnis. Und um die Sessel im Chef-Cockpit der rot-weiß-roten Luftlinie wird weiter heftig gestritten. Vor allem Lauda Air und Tyrolean sind sauer darüber, dass "ihr Mann", Ex-Tyrolean-Chef Fritz Feitl, zum Vorstands- Hearing am 27. August "nicht einmal eingeladen" wurde.
Neben all den Negativmeldungen über die Austrian Airlines klingt es wie ein schlechter Scherz: Die AUA freut sich über neue Mitbewerber im Flugverkehr zwischen Österreich und Deutschland. Konkurrenz also, die zwar nur ein kleines Stück vom Kuchen bekommen wird, aber immerhin am bisher lukrativen Geschäft mitnaschen wird.
Der Hintergrund ist, dass die EU-Kommission der AUA im Nachhinein den Beitritt zur von der Lufthansa (LH) dominierten Star Alliance verbieten wollte, was für die AUA katastrophale wirtschaftliche Folgen gehabt hätte. Als Begründung hieß es im Mai, dass die Fluggäste auf den 33 Direktverbindungen zwischen Deutschland und Österreich nur die Wahl zwischen AUA- oder LH-Flüge hätten - die Fluglinien also eine monopolistische Preispolitik betreiben könnten und würden.
Nun hat die AUA nach längerer Suche endlich Konkurrenten gefunden: Die nach einem gerichtlichen Ausgleich frisch durchgestartete Tiroler Air Alps bedient bereits Wien-Stuttgart und plant die Strecke Wien-München. Die slowenische Fluglinie Adria Airways nimmt mit Anfang November den täglichen Betrieb zwischen Wien und Frankfurt auf, zehn bis 15 Prozent unter den derzeit gültigen AUA- und LH-Tarifen. Und schließlich will Croatia Airlines ab dem Sommerflugplan 2002 zwischen Wien und Düsseldorf fliegen.
Potenziell Wettbewerb
Noch hat Brüssel nicht entschieden, ob die drei neuen AUA-Konkurrenten auch genügend Wettbewerb darstellen. Die AUA befördert mehr als doppelt so viele Fluggäste pro Jahr als die drei Minikonkurrenten gemeinsam, die noch dazu im deutsch-österreichischen Geschäft Neulinge sind.
Dennoch scheint der Streit gelöst, da Brüssel lediglich auf potenziell möglichen, aber nicht tatsächlich vorhandenen Wettbewerb abstelle, erklärt Peter Malanik, bei der AUA zuständig für die internationalen Beziehungen. Außerdem sei klar, dass Branchenriesen wie Swissair oder British Airways die Strecken niemals fliegen würden, um AUA und Lufthansa nicht zu einer Freistellung in Brüssel zu verhelfen. "Wir können ja niemanden zwingen zu fliegen. Im Notfall wird weiterverhandelt", sagt daher AUA- Vorstand Herbert Bammer.
Neue Vorstände
Noch vor Mitte September, bis dahin will Brüssel Bescheid geben, dürfte hingegen klar sein, welche drei Vorstände künftig die AUA leiten werden. Auf einen eigenen Marketingchef wird dem Vernehmen nach verzichtet. "Das muss der CEO machen", sagte ein Insider. Zur Auswahl für den Chief Executive Officer stehen am kommenden Montag die ehemalige Nummer zwei der SAS, Vagn Sörensen, der ehemalige British-Airways-Mann Carl Michel, Lufthansa-Manager Thierry Antinori und Ex-ÖBB-Chef Helmut Draxler.
Eine der Hearing-Fragen wird wohl lauten, wie die Fluglinie in die Gewinnzone zurückgeflogen werden kann. Das Halbjahr schaut jedenfalls trist aus. So erwartet etwa die Erste Bank ein Ergebnis vor Steuern (EGT) von minus 619,2 Mio. S (-45 Mio €). Im Vorjahr war das EGT bei minus 346,5 Mio. S, 1999 noch bei plus 27,5 Mio. S gelegen. (Michael Bachner, DER STANDARD, Printausgabe 21.8.2001)