Washington - Der Stammzellenkompromiss von US-Präsident George W. Bush - Universitäten erhalten nur für bestehende Zelllinien Förderungen - zeigt erste Tücken: Alle in den USA existierenden Linien von embryonalen Stammzellen "gehören" einem einzigen Besitzer, der University of Wisconsin. Sie hält ein breites US-Patent auf das Verfahren und die Zellen selbst. Das bringt ihr in den USA ein Monopol, das von zwei Seiten bekämpft wird. Auf der einen Seite will die Gesundheitsbehörde NIH - sie ist für die Genehmigung von Forschungsprojekten mit embryonalen Stammzellen zuständig - die Freiheit der Wissenschaft von allzu üppigen Lizenzgebühren wahren. Und auf der anderen Seite will die Privatfirma Geron der Universität das Monopol abjagen. Sie hat die Forschungen in Wisconsin finanziert und bekam im Gegenzug eine exklusive Lizenz auf die Verwertung der Zellen in sechs Zelltypen. Zudem erhielt sie eine Option auf weitere Typen. Über sie wird nun vor Gericht gestritten. Gewinnt Geron, hat es ein Megamonopol: Es gibt eine Alternative zu embryonalen Stammzellen, die embryonalen Keimzellen. Sie können dasselbe wie die embryonalen Stammzellen und wurden auch zeitgleich mit ihnen kultiviert und patentiert, an der Johns Hopkins University. Auch dort hat Geron weitsichtig finanziert und hält eine Exklusivlizenz auf das Hopkins-Patent. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 21.8.2001, jl)