Wien - Der bisher zivilrechtlich geführte Rechtsstreit zwischen dem seit Ende Juni amtierenden Libro-Vorstand Karl Kronsteiner und der Südtirol Marketing Gesellschaft (SMG), deren Geschäftsführer Kronsteiner von Herbst 1999 bis September 2000 war, nimmt nun eine strafrechtliche Wendung. SMG-Präsident Reinhold Marsoner hat bei der Bozner Staatsanwaltschaft eine Strafanzeige gegen Kronsteiner wegen Betrugs hinterlegt, bestätigte Marsoner einen entsprechenden Bericht der "Neuen Südtiroler Tageszeitung" (Dienstagausgabe). "Ich weiß nichts von dieser Strafanzeige, wenn es diese allerdings wirklich gibt, werde ich sofort eine Gegenklage wegen Verleumdung und Rufschädigung reagieren", sagte Kronsteiner heute. Ansetzung trotz Vertrag Zur Vorgeschichte: Kronsteiner war nach monatelangen internen Polemiken und Differenzen mit dem SMG-Verwaltungsrat im September 2000 abgesetzt worden, obwohl sein Vertrag ursprünglich noch bis Oktober 2002 lief. Man sah "Lücken in seinem Lebenslauf, unerehrerbietige Umgangsformen und eine schlechte Hand beim Verwalten", wie die Südtiroler Wochenzeitschrift "ff" schrieb. Die Folge war ein monatelanger Streit um Kronsteiners Abfindung. Der gebürtige Wiener forderte im Herbst 2000 laut Südtiroler Tageszeitung "Dolomiten" 600 Mill. Lire (309.874 Euro/4,26 Mill. S) Abfindung für die entgangene Arbeitszeit. Die ursprünglich für 10. Juli angesetzte arbeitsrechtliche Verhandlung (Pflichtanhörung) sei in die zweite Septemberhälfte verschoben worden, sagte Kronsteiner heute. Ursprünglich hatten die beiden Streitparteien eine außergerichtliche Einigung über einen Vergleich angestrebt. Im Frühjahr war bereits von Kronsteiner und der SMG ein Vorvertrag über eine einmalige Zahlung von 230 Mill. Lire an Kronsteiner unterzeichnet worden, da sich die Streitparteien im Nachhinein aber nicht darauf einigen konnten, ob der Betrag brutto oder netto zu bezahlen sei, platzte der Deal. "Dieser Vertrag gilt rechtlich gesehen heute noch", so Kronsteiner. (APA)