Washington/Buenos Aires - Mit einer neuen Milliardenspritze verschafft der Internationale Währungsfonds (IWF) Argentinien inmitten seiner anhaltenden Finanzkrise deutliche Linderung. Mit zusätzlichen Hilfskrediten in Höhe von acht Mrd. Dollar (8,76 Mrd. Euro/120,6 Mrd. S) solle dem Land geholfen werden, seinen Schuldenberg von 128 Mrd. Dollar abzubauen, sagte IWF-Chef Horst Köhler am Dienstag (Ortszeit) in Washington. Damit stockte der IWF seine Kredite an Argentinien von zuvor rund 14 Mrd. Dollar auf 22 Mrd. Dollar auf. Im Gegenzug verpflichtete sich die Regierung in Buenos Aires zu einem strikten Sparkurs. Präsident Fernando de la Rúa sagte, der Kredit nehme "den Druck und die Unsicherheit" von seinem Land. Nach den Worten des US-Handelsbeauftragten Robert Zoellick kann Argentinien zudem mit der Unterstützung der Vereinigten Staaten rechnen. Hilfen sollen in zwei Stufen gewährt werden Die Hilfen sollen in zwei Stufen gewährt werden: Wenn Anfang September der IWF-Exekutivrat der Krediterhöhung zustimmt, will die Organisation zunächst fünf Mrd. Dollar auszahlen. Sobald der Sparkurs der argentinischen Regierung zum Schuldenabbau greift, sollen nach IWF-Angaben die restlichen drei Mrd. gezahlt werden. Die Auszahlung der Hilfskredite ist an die Bedingung geknüpft, dass sich die argentinische Regierung zu einem strikten Sparprogramm mit drastischen Einschnitten im öffentlichen Sektor verpflichtet. Dabei soll die Regierung auch die Provinzen stärker an die Kandarre nehmen, deren Haushaltspolitik maßgeblich für die bisher weitgehend erfolglosen Sparversuche Argentiniens verantwortlich gemacht werden. Bereits vergangenen Dezember hatten die Weltbank und einige Länder ein Hilfspaket im Umfang von 25 Mrd. Dollar für Argentinien geschnürt. Argentinien ist seit drei Jahren in einer Rezession und im Ausland hoch verschuldet. Der Schuldenberg von 128 Mrd. Dollar entspricht knapp der Hälfte des Bruttoinlandsproduktes des südamerikanischen Landes. De la Rúa schlug im Juli einen rigiden Sparkurs ein, gegen den Tausende auf die Straße gingen. Mehrere Generalstreiks legten das Land zeitweise völlig lahm. Der Staatschef sprach in Buenos Aires von einem "regionalen Interesse, dass Argentinien den Rest der Welt nicht ansteckt". Die Entscheidung des IWF bringe das Vertrauen in die wirtschaftliche Entwicklung des Landes zurück. Die argentinische Wirtschaftskrise hatte auch auf die Nachbarstaaten Brasilien und Chile übergegriffen. Zoellick kündigte an, er wolle Vertreter der vier Mercosur-Staaten - neben Argentinien auch Brasilien, Paraguay und Uruguay - treffen, um mit ihnen über ein Programm zur Wirtschaftsbelebung zu beraten. (APA)