Wirtschaft
"Vier Direktbanken werden überleben"
Österreichs größter Anbieter direktanlage.at schrieb heuer erstmals rote Zahlen
London - In Deutschland jagte in der
Vorwoche bei den Direktbanken eine Schreckensnachricht
die nächste. Tiefrote Zahlen
wurden vorgelegt. In Österreich ist es zwar nicht so wild,
aber in den nächsten paar Jahren rechnet Ernst Huber, Chef
der direktanlage.at, dennoch
mit einer Marktkonsolidierung: "Es werden drei bis vier
Anbieter übrig bleiben."
Noch haben Österreichs Direktbanken den Trend nach
unten nicht mitvollzogen,
aber das internationale
schwache Börsenumfeld
deutlich gespürt.
direktanlage._at, eine 100-Prozent-Tochter der HypoVereinsbank-Gruppe und mit
einem Marktanteil von 50 Prozent Österreichs größter Anbieter im Onlinebanking, ist
heuer erstmals in die roten
Zahlen gekommen.
Hohe Kosten durch Abspaltung
Huber begründet das mit
den hohen Kosten für die Abspaltung aus der SKWB Schoellerbank. Die bewegten sich
zwischen 19 und 29 Mio. S
(2,11 Mio. €). Zudem habe die
Direktbank auch weniger Aufträge im Wertpapiergeschäft
verbucht. "Aber trotz der
schwachen Börsenlage haben
wir ohne die Abspaltungskosten doch noch schwarze Zahlen erzielt", sagt Huber. Und
immer noch erziele man mit
durchschnittlich zwölf Aufträgen pro Kunde und Jahr
doppelt so viel wie die vergleichbaren deutschen Discountbroker, die an der Flaute
der Börsengänge vor allem am
Neuen Markt besonders zu
nagen haben.
20.000 Kunden angestrebt
direktanlage.at strebt für
dieses Jahr eine Zahl von
20.000 Kunden an, ursprünglich habe man mit 30.000 gerechnet. Derzeit betreue man 17.500 Kunden mit einem
Portfoliovolumen von insgesamt neun Mrd. S. Bis 2004
will Huber auf 75.000 Kunden
kommen. Er zitiert Marktforschungen von J.P. Morgan Securities, die davon ausgehen,
dass noch drei Viertel des Discount Brokerage Marktes in
Österreich zu vergeben sind.
Um sich einen großen Teil des Kuchens zu sichern, richten
die Salzburger im Herbst einen neuen Beratungsdienst
unter dem Kennwort "Oscar"
ein. In Salzburg und Wien beraten direktanlage.at-Mitarbeiter die Kunden über die
3500 bis 4000 Fonds, in die sie
investieren können. Dazu gehörten auch Informationen
über Steuern. (Esther Mitterstieler, DER STANDARD, Printausgabe 23.8.2001)