Nyon – Der FC Tirol erhält eine zweite Chance, sich für die Fußball-Champions League zu qualifizieren. Der Kontroll- und Disziplinarausschuss der UEFA beschloss am Freitag in Nyon eine Neuaustragung des Rückspiels gegen Lok Moskau. Tirol hatte am Mittwoch in Innsbruck mit 0:1 verloren und schied mit dem Gesamtscore von 1:4 aus, legte allerdings wegen eines Fehlers von Schiedsrichter Mario van der Ende Protest gegen die Wertung der Partie ein.

Moskau hat inzwischen bekannt gegeben, gegen die Entscheidung zu berufen. "Wir sind empört. Wahrscheinlich will die UEFA keine russischen Mannschaften in der Champions League", erklärte Lok-Trainer Jurij Sjomin. Wann genau dieser Protest an die UEFA übermittelt wird, wollte Sjomin nicht bekannt geben.

Damit scheint es auch ausgeschlossen zu sein, dass das eventuelle Wiederholungsspiel schon am nächsten Mittwoch (29.8.) stattfindet. Als nun wahrscheinlicher Termin gilt der 8. September.

Kerscher: "UEFA konnte nicht aus"

"Für mich war klar, dass es eine Wiederholung gibt, nachdem ich den Schiedsrichter-Bericht gelesen habe. Der Schiedsrichter hat den Fehler zugegeben, die UEFA konnte nicht aus", erklärte Tirol-Präsident Martin Kerscher. "Ich hoffe, dass wir diesmal die Chance nützen. Wenn nicht, dann müssen wir uns zugestehen, dass wir in der Champions League nichts verloren haben, so Kerscher, der eine Gratis-Ticketaktion ausschloss. Die 15.200 Fans hätten 90 Minuten Fußball geboten bekommen, "vielleicht gehen wir aber mit dem Preis herunter."

Tirol darf nach eine Fauxpas von van der Ende noch einmal träumen. Der niederländische Schiedsrichter hatte dem russischen Stürmer Wladimir Pimenow in der 73. Minute die zweite Gelbe Karte gezeigt, ihn aber nicht ausgeschlossen. Dies gab er in seinem Schiri-Bericht zu, auch Beobachter und Delegierte der UEFA bestätigten den Fehler. Die UEFA anerkannte den "ordnungsgemäßen Protest des FC Tirol, bei dem es sich nicht um eine Tatsachenentscheidung, sondern um einen Irrtum des Schiedsrichters handelte, durch den das Ergebnis des Spiels maßgeblich beeinflusste wurde", hieß es in einer Pressemitteilung. In Russland war man über den UEFA-Entscheid nicht gerade glücklich: "Das ist eine Demütigung des russischen Fußballs. Warum muss Lok Moskau für einen Fehler des niederländischen Schiedsrichters zahlen?", war etwa auf der Homepage der Sport-Tageszeitung "Sport Express" zu lesen.

Baur: "Werden die Chance nützen"

Die neuerliche Chance nützen, ist der Tenor bei Mannschaft und Trainer. "Ich habe mir über die UEFA-Entscheidung keine Gedanken gemacht, weil ich es nicht in der Hand hatte. Umso schöner ist es, dass wir noch eine Chance haben", erklärte Trainer Kurt Jara. "Wir werden uns voll konzentrieren und die Chance nützen", meinte Kapitän Michael Baur. Präsident Kerscher dachte aber auch an Lok Moskau: "Sportlich müssen mir die Russen leid tun, es war nur ein Fehler des Schiedsrichters."

So sah es auch Lok-Trainer Juri Sjomin vor der Entscheidung. "Wir haben gewonnen und sind in die Gruppenphase aufgestiegen. Wer zweifelt unseren Erfolg an? Aber wenn es eine Wiederholung gibt, werden wir spielen, kein Problem", erklärte der Russe.

Real Madrid, AS Roma und Anderlecht

Für Tirol heißt es nun Real Madrid, AS Roma und RSC Anderlecht oder Viktoria Zizkov. In der Champions League-Auslosung am Donnerstag wurde Lok mit den Meistern aus Spanien, Italien und Belgien in die Gruppe A gelost, im Falle des Aufstiegs würde Tirol diesen Platz einnehmen.

Wenn nicht, geht es für die Innsbrucker wie ursprünglich geplant in der UEFA-Cup-Hauptrunde (13. und 27. September) weiter. In der Auslosung am Freitag wurde Viktoria Zizkov zugelost. Der Klub aus Prag ist tschechischer Cupsieger und führt derzeit die Liga überraschend an. "Es ist eine durchschnittliche Mannschaft ohn Stars, die Chancen würden gut für Tirol stehen", meinte der tschechische Tirol-Legionär Patrik Jezek. (APA)