Washington/Zürich/Berlin - Die mit dem Mazedonien-Einsatz der Nato verbundenen Gefahren für die westliche Allianz beschäftigen mehrere Blätter in den USA und Westeuropa. "Washington Post": "Die Beschränkungen, die der Mission auferlegt wurden, und die törichte Befristung auf dreißig Tage zeigen, dass die NATO einige Lektionen noch nicht gelernt hat. (...) Letztendlich gibt man den Extremisten auf beiden Seiten den Anreiz und die Mittel, die Mission zu stören. Das Ziel der NATO sollte es nicht nur sein, (Rebellen-)Waffen einzusammeln, sondern auch die kleine Republik etwas zu stabilisieren und den Konfliktparteien dabei zu helfen, Vertrauen zurückzugewinnen. (...) Aber mit dem Versprechen, nach dreißig Tagen wieder abzuziehen, legen es die NATO-Führer beinahe darauf an, dass die Extremisten diese Frist einfach verstreichen lassen." "Tages-Anzeiger" (Zürich): "Die Operation ist für die NATO mit großen Risiken verbunden. Nicht nur für die Soldaten vor Ort, die leicht zur Zielscheibe werden könnten, wenn sich eine Konfliktpartei davon mehr verspricht als von der Einhaltung der Vereinbarungen. Das mächtigste Militärbündnis der Welt läuft auf dem Balkan wieder einmal Gefahr, seine Autorität zu Grabe zu tragen, wenn aus 'Essential Harvest' eine Missernte wird. Es ist darum illusorisch anzunehmen, dass die Operation nach dreißig Tagen beendet sein wird. Die NATO muss weit länger als Stabilitätsfaktor in Mazedonien bleiben." "Stuttgarter Nachrichten": "Gewiss, die Waffensammelaktion der NATO basiert auf keinem bis zur letzten Eventualität ausgeklügelten Mandat. Aber was ist die Alternative? Dem kleinen Balkanland würde ein blutiger Zerfall drohen; die politische Klasse in Skopje ist tief zerstritten und unfähig, für einen Ausgleich unter den Volksgruppen zu sorgen. Und so wird klar, was in der Allianz niemand zu sagen wagt: Es geht nur vordergründig darum, die Gewehre der Rebellen einzusammeln. (...) Die NATO wird in Mazedonien vor allem als Respekt gebietende Ordnungsmacht gebraucht." "Süddeutsche Zeitung" (München): "So eine Mission gab es in der Tat noch nie, und die Chancen für einen Erfolg stehen weit besser als in Somalia, aber gleichwohl muss die mächtige Militärallianz mit einem gewissen Demütigungsrisiko leben. Mit all diesen Gefahren können Nationen wie Frankreich oder Großbritannien leichter umgehen. Wird die Sache länger dauern, steht dort innenpolitisch einer Verlängerung des Mandats nichts im Wege. (...) Nicht so in Deutschland: Hier ist das Mandat die Bibel und 669 Kommandeure wachen im Bundestag über seine Einhaltung." "Die Welt": "Der bevorstehende Einsatz von NATO-Truppen in Mazedonien hat die parlamentarischen Fronten gründlich durcheinander gebracht. Die traditionell militärkritische Linke ist mehrheitlich dafür, während sich die Kritiker des Vorhabens in der Union versammeln. Damit eröffnet sich für die größte Oppositionspartei die unerfreuliche Aussicht, im Bundestag nicht nur überstimmt zu werden, sondern in einer Debatte von einigem Gewicht innerlich zerrissen dazustehen. Wer in der Sache Recht hat, die Skeptiker oder die Befürworter der Aktion, wird man erst in ein paar Wochen wissen." (APA/dpa)