Salzburg - Wenn es auch nur einigermaßen mit rechten Dingen zugeht, müsste Bariton Thomas Hampson von seinem lieben Vaterland, den USA, demnächst hoch geehrt werden.

Immerhin hat er bei den diesjährigen Salzburger Festspielen einem durchaus internationalen Publikum mit seinem Hampson Project sehr eindrücklich bewiesen, dass die Vereinigten Staaten nicht nur mit bisweilen recht auffälligen Präsidenten aufwarten können, sondern auch mit einer hierzulande zum Teil nur recht wenig bekannten Garde von Komponisten, die sich jedoch durchaus hören lassen können.

Sehr sensibel

Auch bei der Programmierung des letzten, im Salzburger Mozarteum präsentierten, Abends in dieser seiner vierteiligen Festspielserie ging Hampson mit beachtlicher dramaturgischer Sensibilität ans Werk. Gemeinsam mit Gesangskollegin Susan Graham servierte er einen überwiegend anregenden Cocktail aus Liedern amerikanischer und auch europäischer Provenienz, deren Texte oder deren musikalischer Duktus zum Ausdruck bringt, was man als diverse Facetten des Lebensgefühls in der Neuen Welt bezeichnen könnte. Und da gab es von hüben und von drüben durchaus viel Nettes und Delikates zu entdecken.

So konnte man über zwei Lieder des deutschen Komponisten Hermann Reutter staunen, der mit zwei Texten Langston Hughes ganz undeutsch zurechtkam. Doch auch Alexander von Zemlinsky ließ sich von diesem literarisch für die Rechte der Schwarzen kämpfenden Dichter inspirieren, ebenso wie man von einer weltmännisch eleganten Hughes-Vertonung des üblicherweise als Opernexperte und Buchautor renommierten Kurt Pahlen nicht schlecht überrascht war.

Durchaus verdienstvoll auch die Erinnerung an den Wiener Wilhelm Grosz (1894 1939) mit Liedern nach Texten von Langston Hughes. Nicht nur diesen, sondern vor allem den Liedern ihrer Landsleute waren Susan Graham und Thomas Hampson, von Malcolm Martineau am Klavier aufmerksam assistiert, optimale Anwälte. Sie erinnerten nicht nur an Altmeister Virgil Thomson.

Ihre kurzen Plädoyers, für Komponisten wie Richard Hageman oder Sergius Kagan und Samuel Adler soviel Interesse zu wecken, dass man gerne etwas mehr von ihnen hörte. Und nach dem überschwänglichen Beifall zu schließen, das Publikum offensichtlich auch.

(DER STANDARD, Print-Ausgabe, 24. 8. 2001)