Dornbirn - Mehrfacher "Schlangenalarm" in Dornbirn brachte eine skurrile Gesetzeslage zum Vorschein: Der Verkauf exotischer Tiere ist erlaubt, deren Haltung aber verboten. Wer ein Reptil im Körbchen haben möchte, muss um eine Ausnahmegenehmigung ansuchen. Dass die Wildtierhaltung genehmigungspflichtig ist, weiß aber niemand, weil der einschlägige Handel nicht darauf hinweisen muss. Wie viele Reptilien in Vorarlberger Haushalten gehalten werden, ist unbekannt. Amtstierärzte vermuten eine "hohe Dunkelziffer". Was seit diesem Sommer offenkundig ist: Immer mehr "Schlangenfreunde" entledigen sich ihrer Hausgenossen auf eigene Art: Sie lassen die Reptilien einfach frei. Heuer in Dornbirn entdeckt und gefangen: eine Kornnatter, die ihrem Besitzer entwischte, ein Leguan, der das Sonnenbad auf der Terrasse zum Freigang nutzte, und zwei asiatische Schönnattern. "Da hat einer sein Terrarium ausgeräumt", vermutet Klaus Zimmermann von der Vorarlberger Naturschau, "und die Tiere im Ried ausgesetzt". Für den Ökologen "eine enorme Tierquälerei, denn die Tiere würden den Winter nicht überleben". Weil sich weder Gendarmerie, Feuerwehr noch Tierrettung für Schlangeneinsätze zuständig fühlen, müssen die Mitarbeiter der Naturschau, des kleinen naturkundlichen Dornbirner Museums, herhalten. Sie bestimmen die Tiere, fangen sie, nehmen sie vorübergehend in Obhut und suchen einen artgerechten Platz für sie. Zimmermann hat sich mit Fachliteratur eingedeckt. "Man weiß ja nie, was noch auf uns zukommt." (jub, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 24. 8. 2001)