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Der bayerische Ministerpräsident Franz-Josef Strauß im Fokus der tschechischen KP. Der Prager Agent war ein Nazi.

foto/montage: apa/derstandard.at
Prag - Einer der ranghöchsten Funktionsträger der Nazis im "Protektorat Böhmen und Mähren" ist 1955 vom kommunistischen Regime der Tschechoslowakei als Agent in Deutschland angeworben worden. General Rudolf Toussaint, früherer Oberbefehlshaber der deutschen Truppen, habe in einem Prager Zuchthaus eine Verpflichtungserklärung unterschrieben, berichtete die Prager Zeitung "Mlada fronta Dnes" am Freitag. Der zu lebenslanger Haft Verurteilte war 1961 im Alter von 71 Jahren nach Deutschland entlassen worden. Er starb am 4. Juni 1968 in München. In aller Stille begnadigt Die Dokumente über Toussaint waren vom Prager Amt zur Klärung kommunistischer Verbrechen (UDV) entdeckt worden. Die Behörde hatte erst im Juni aufgedeckt, dass 1953 das kommunistische Regime der Tschechoslowakei mindestens zwei zum Tode verurteilte deutsche Nazis in aller Stille begnadigt und als Agenten in Deutschland angeworben hatte. Einer von ihnen war der SS-Angehörige Max Rostock, der sich am 10. Juni 1942 aktiv als Leiter des Sicherheitsdienstes (SD) am Massaker in Lidice (Mittelböhmen) beteiligt hatte. Nach Angaben von "Mlada fronta Dnes" gehörte zu den Bekannten von Toussaint, der unter dem Decknamen "Steiner" arbeitete, auch der langjährige bayerische Ministerpräsident Franz-Josef Strauss. Es sei aber unklar, was "Steiner" nach Prag gemeldet habe. Toussaint war am 20. Dezember 1961 mit den früheren NS-Generälen Ernst Hitzegrad und Richard Schmidt gegen zwei tschechoslowakische Agenten ausgetauscht worden, die wegen einer Spionageaffäre des damaligen SPD-Abgeordneten Alfred Frenzel in der Bundesrepublik verhaftet worden waren. Kontaktmann von Adolf Hitler Auch Hitzegrad war 1959 vom Prager Regime als Agent angeworben worden. Toussaint hatte während seiner Tätigkeit im "Protektorat" engen Kontakt mit Adolf Hitler und beteiligte sich auch an der "Strafaktion" gegen das Dorf Lidice. Im Mai 1945 unterzeichnete er einen Waffenstillstand mit aufständischen Tschechen, mit dem er Prag vor der Zerstörung rettete. Kurz darauf wurde Toussaint in Plzen (Pilsen) von US-Soldaten verhaftet und an Prag ausgeliefert. 1948 wurde er zu lebenslanger Haft verurteilt. (APA/dpa)