Belgrad - Nach den Worten des serbischen sozialistischen Spitzenfunktionärs Branislav Ivkovic wird die Partei nun nicht mehr vom ihrem Führer Slobodan Milosevic, sondern vom Hauptausschuss geführt. Es sei einem jeden klar, dass ein Mann, der sich im Gefängnis befinde, nicht die Partei leiten könne, erklärte Ivkovic am Freitag. "Slobodan Milosevic kann um Rat gefragt werden, sobald sich Voraussetzungen dafür ergeben, die Sozialistische Partei wird jedoch von jenen Leuten geleitet werden, die volles Vertrauen des Hauptausschusses genießen", sagte der sozialistische Spitzenfunktionär gegenüber einem lokalen TV-Sender in der zentralserbischen Stadt Jagodina. Als Folge der jüngsten Aktivität des sozialistischen Hauptausschusses ist es nach Ansicht von Ivkovic zu einer "grossen Demokratisierung der Partei" gekommen. Milosevic hatte kürzlich in einem Telefongespräch mit Mitgliedern des sozialistischen Hauptausschusses den Parteiausschluss von Ivkovic gefordert, was von der Parteiführung zurückgewiesen worden war. Der Ex-Präsident hatte seinen früheren engen Mitarbeiter als "fünfte Kolonne" des DOS-Bündnisses in der Sozialistenführung bezeichnet. Ivkovic wird als inoffizieller Anführer eines Reformflügels der Partei betrachtet, der immer mehr zu Milosevic auf Distanz geht. Eine fünfköpfige Sozialistendelegation, die sich ausschliesslich aus Hardlinern zusammensetzte, hatte den Parteichef vor Kurzem in Den Haag besucht. Der Reformflügel der Partei hat ebenfalls einen Besuch bei Milosevic in Aussicht gestellt. Ein Termin dafür steht bisher noch nicht fest. Es ist auch fraglich, ob sich Milosevic mit Reformisten in eigener Partei überhaupt noch treffen möchte. (APA)