Bild nicht mehr verfügbar.

Foto: Reuters
Heutzutage wäre Snorre Stur-lasons Chronik norwegischer Herrscher, der um 1250 verfasste "Königsspiegel", wenig heldenhaft um Anmerkungen zu Drogen und Techno zu erweitern. Denn die "Kinder" von König Harald V. haben einen Umgang, der zwischendurch ernsthafte Diskussionen um die Beibehaltung der Monarchie auslöst.

So auch vor einigen Monaten, als ruchbar wurde, welch Unadelige der 28-jährige Kronprinz Haakon heiraten will. Mette-Marit Tjessem-Høiby heißt die ebenfalls 28 Jahre alte Blonde, die in den frühen 90er-Jahren noch eine der wilderen Raverinnen in Oslo war, samt Nähe zur Suchtgiftszene. So nahe, dass sie einen jetzt vierjährigen Sohn namens Marius zu erziehen hat, dessen Vater ein rechtskräftig verurteilter Drogenhändler ist.

Das macht sich natürlich nicht gut beim Anmarsch auf den künftigen Königinnenstatus, also kommt der heute, Samstag, zelebrierten Hochzeit auch die Funktion einer royalistischen Werbekampagne zu. Dazu gehört, dass der Erzbischof Gunnar Stalsett (Mitglied des Nobelpreiskomitees) nach einer Generalprobe der Zeremonie der Presse kryptisch mitteilte, die Hochzeit solle mit bis zuletzt geheim gehaltenen "dramaturgischen Kniffen" für das TV-Publikum interessanter gemacht werden.

"Das wird eine postmoderne Hochzeit", versprach er, die "Kniffe" seien speziellen Wünschen des Paares entsprungen, das damit die eigenen Wertvorstellungen zum Ausdruck bringen wolle.

Alles in allem will das norwegische Fernsehen nicht weniger als 60 Stunden vom freudigen Ereignis berichten, ARD und ZDF sind ab 16 Uhr live dabei. (Klaus-Peter Schmidt/DER STANDARD; Print-Ausgabe, 25./26. August 2001