Den Haag - Die Chefanklägerin des UNO-Kriegsverbrechtertribunals in Den Haag, Carla del Ponte, will das Urteil gegen den bosnischen-serbischen Ex-General Radislav Krstic (53) anfechten, weil dies zu niedrig ausgefallen sei. In einen am Samstag veröffentlichten Interview der niederländischen Tageszeitung "NRC Handelsblad" sagte del Ponte, 46 Jahre seien zwar eine lebenslange Haftstrafe, Krstic könne jedoch bereits nach 30 Jahren seine Begnadigung beantragen. Sie werde daher das Urteil anfechten und erneut lebenslängliche Haft für Krstic fordern. Das UNO-Tribunal hatte Krstic Anfang August wegen Völkermordes während des Bosnien-Kriegs 1992 bis 1995 verurteilt. Krstic will das Urteil ebenfalls anfechten. Beteiligung am Srebrenica-Massaker Die gegen Krstic verhängte Haftstrafe ist die längste, die das UNO-Tribunal bisher verhängt hat. Nach dessen Überzeugung war Krstic an der Ermordung von mehr als 8000 moslemischen Männern und Jungen in Srebrenica 1995 beteiligt. Die Stadt war trotz ihres Status als UNO-Schutzzone im Juli 1995 in die Hand von Serben gefallen. Knapp 15.000 moslemische Männer, darunter zahlreiche Jugendliche, wollten damals fliehen. Viele von ihnen wurden auf der Flucht getötet. Andere wurden in der Stadt vor den Augen der niederländischen UNO-Schutztruppe von den Frauen und Mädchen getrennt und erschossen oder enthauptet. Bisher wurden etwa 4500 Leichen in Massengräbern entdeckt. Krstic ist der erste Angeklagte vor dem 1993 geschaffenen Tribunal, bei dem die Richter den Tatbestand des Völkermords für erfüllt ansahen. (APA/Reuters/dpa)