Berlin - Gestochen scharf flimmern Actionszenen über die Monitore und werden begleitet von einem krachenden Sound. Möglich machen das die kleinen Silberscheiben, die aussehen wie CDs: die Digital Versatile Discs (DVDs). Sie können nicht nur Musik ertönen lassen, sondern eben auch Filme auf den Bildschirm zaubern. Damit sind sie auf der diesjährigen Internationalen Funkausstellung (IFA) zu den Hoffnungsträgern der Unterhaltungselektronik aufgestiegen.

"Die Messe zeigt, dass sich DVD zu einem Massenmarkt entwickelt hat", sagt Jean Hermsen vom Spielfilmkonzern Warner Home Video. Ende dieses Jahres werden nach Schätzungen der Hersteller 2,8 Millionen Haushalte in Deutschland einen DVD-Player besitzen, Ende 2002 sollen es schon fünf Millionen sein.

Die Industrie hofft auf ein Milliardengeschäft. Noch hat nicht einmal jeder zehnte Haushalt ein solches System im Regal stehen. Herkömmliche Videogeräte finden sich der Gesellschaft für Unterhaltungs- und Kommunikationselektronik zufolge dagegen in acht von zehn Wohnzimmern.

Neuen Schwung in das Geschäft werden vermutlich auch die neuen, beschreibbaren DVDs und die dazu passenden Rekorder bringen. Nicht wenige Verbraucher haben zunächst die Finger von den ersten DVD-Playern gelassen, weil diese reinen Abspielgeräte eben nur fertig bespielte DVDs zeigen konnten - ein deutlicher Nachteil gegenüber der herkömmlichen Videokassette, mit der Fernsehsendungen selbst aufgezeichnet werden können.

Die neuen DVD-Rekorder arbeiten mit wiederbeschreibbaren DVDs, den so genannten DVD-RWs. "RW" steht für das englische "re-writable". Je nach gewünschter Qualität können bis zu vier Stunden Film aufgezeichnet werden.

Von der herkömmliche Compact Disc (CD-ROM) unterscheidet sich die DVD vor allem durch viel höhere Speicherkapazitäten. Schon auf die einfachsten Versionen der DVD passen siebenmal mehr Daten als auf eine CD.

Von dem Erfolg der DVDs scheint die Industrie auf der diesjährigen IFA selbst ein wenig überrascht worden zu sein. Auf der letzten Funkausstellung vor zwei Jahren waren die Hersteller wegen ihres Optimismus noch belächelt worden. Damals gab es aber nur eine Hand voll Spielfilme, die auf den noch sehr kostspieligen DVD-Playern abgespielt werden konnten. Mittlerweile sind 3500 Spielfilme auf den Silberlingen verfügbar. Zudem ermöglicht die Technologie immer mehr zusätzliche Anwendungen. So können viele Geräte die privat mit dem Camcorder aufgezeichneten Bilder wiedergeben, Musik von selbst gebrannten CDs oder im MP3-Format aus dem Internet erklingen lassen. (Reuters, Der Standard, Printausgabe, 27.08.2001)